My records of the year: Meine 44 Lieblingsplatten 2016

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Also, jetzt mal doch wieder eine richtige Alben des Jahres-Liste, mache ich gern in diesem Seuchen-Jahr, in dem die Musik aber richtig gut war. Ausnahmsweise mal wieder mit – höchst subjektiver! – Reihung. Meine fünf Lieblingsplatten 2016 sind diese dreizehn. Die weiteren einunddreißig Nennungen sind alphabetisch gelistet.

  1. PopincourtA New Dimension to Modern Love

From Paris with Love: Keine Platte vermochte mich 2016 mehr zu berühren, mehr zu begeistern als das Debütalbum der Pariser Pop-Combo Popincourt mit einem unglaublich bezaubernden Mix aus Blue Note Jazz, Sixties Beat und britischem 1980er Indie-Pop. Mastermind, Sänger, Songschreiber und Multiinstrumentalist Olivier Popincourt  singt seine beseelten, wohltuenden, wunderhübsch melodiösen Songs wie „The First Flower of Spring“, „The Things That Last“ oder das funkelnde Titellied mit einem wunderbaren Schmelz in der Stimme, und seine Lyrics in Englisch, mit einem leichten, sehr charmanten französischen Akzent, dass einem das Herz  übergeht.

  1. French BoutikFront Pop

The new French Beat from Paris: Wer Ja zu Popincourt sagt, sollte auch nicht Nein zu French Boutik sagen. Eine hinreißende Combo, die nicht nur dem Beat, Soul und Mod-Feeling  der 1960er huldigt, sondern auch dem Spirit des Punk und der New Wave der 1970er und 1980er.  Wie Popincourt zelebrieren auch French Boutik eine sympathische, an Paul Wellers 1980er Band The Style Council erinnernde, pro-europäische Internationalität. Sie singen meist in Französisch und covern erfrischend fetzig Françoise Hardys „Je Ne Suis La Pour Personne“, haben aber auch famose eigene Songs wie „Le Mac“ oder „Costard Italien“ oder die englisch gesungenen „Hitch A Ride“ und „The Rent“. Sängerin Gabriela Giacoman gastiert bei Popincourt, Olivier Popincourt bei French Boutik an der Hammond Orgel. Absolutely French!

  1. Jochen DistelmeyerSongs From The Bottom Vol. 1

Der frühere Sänger und Songschreiber der Hamburger Indierock-Combo Blumfeld singt auf „Songs From The Bottom Vol. 1“ statt Deutsch nun alles in Englisch, mit seiner irgendwie immer stoisch ungerührten, aber dann doch anrührenden Stimme, allein zur Gitarrenbegleitung und ein wenig Orgel und Klavier. Ein höchst obskurer, aber doch wunderbar stimmiger Coverversionen-Cocktail. Mit grandios interpretierten Songs von Lana Del Rey, Britney Spears, Nick Lowe, The Verve, The Byrds, Joni Mitchell oder Al Green. Eine so überraschende wie beglückende Offenbarung.

  1. DexysLet the Record Show: Dexys Do Irish and Country Soul

Kevin Rowland arbeitet weiter an seiner Vision der Dexys. Top gestylt, mit trefflich ausgewählten, top instrumentierten, von Rowland fantastisch gut gesungenen Coverversionen wunderbar melodiöser und hochemotionaler älterer Songs, die nicht immer irisch oder Country sind, sondern einfach Pop. Zu einigen gibt es brillante, durchgestylte Videos, wie man sie schon lange nicht mehr gesehen hat.

  1. Udo LindenbergStärker als die Zeit

Drei in einer Reihe: Nach den supersupernen Alben Stark Wie Zwei (2008) und MTV Unplugged (2013) setzt Dr. Feeel Good die allerbeste Zeit seiner Karriere ungebremst fort, stärker und besser denn je. Was für eine coole Socke!

  1. The Rolling StonesBlue & Lonesome

Reif fürs Altersheim? In Würde altern? Wiederbelebt? Ihr bestes Album seit Jahren? Geschenkt. Die Rolling Stones spielen doch seit Jahren in prächtiger Kondition kraftvolle Konzerte mit ihren größten Hits. Diese zwölf hochoktanigen Coverversionen alter Bluessongs, die sie in drei Tagen in einem Londoner Studio aufgenommen haben, sind so elektrisierend, scharf und relevant wie nur was.

  1. Michael KiwanukaLove and Hate

Beyoncè? Kanye West? Rihanna? Drake? Alle nicht meine Tasse Tee. Meine liebsten Rhythm & Blues- und Soul-Longplayer des Jahres sind zum einen die strictly old school Scheiben der viel zu früh verstorbenen Sharon Jones und von Charles Bradley. Zum anderen Michael Kiwanukas zweites Album, das noch mal um Klassen besser ist als sein über Gebühr gelobtes 2012er Debütalbum Home Again. Kiwanuka mixt Otis Redding, Jimi Hendrix, Marvin Gaye und auch Pink Floyd zu seinem eigenständigen, zeitgemäßen, modernen Soul.

  1. Leonard CohenYou Want it Darker

Zu viele Tote in diesem Musikjahr, aber sind es das nicht immer, und werden es leider nicht immer mehr? Anders als im Fall von David Bowies Blackstar, das ich 2016 kaum mal hören wollte bzw. einfach nicht hören konnte, geht es mir mit Leonard Cohens finalem Album besser, ich höre es gern und oft, als Feier seiner Poesie und seines erfüllten Lebens.

  1. Ben WattFever Dream

Auf seinem dritten Soloalbum, dem zweiten kurz aufeinanderfolgenden, verzaubert der Ex-Everything But The Girl-Musiker erneut mit seinen tief berührenden, empfindsamen Folkrock-Songs, die das Wunder bewirken, sich in durchgeknallten, horriblen Zeiten wie den unseren, Momente lang wieder wie ein richtiger Mensch zu fühlen. Eine guttuende Atempause in der allgegenwärtigen zerstörerischen Beschleunigung.

  1. Mathilde Santing Both Sides Now: Matilde Santing Sings Joni Mitchell

Ehrlich, ohne Twitter hätte ich wohl das superbe neue Album dieser wunderbaren holländischen Sängerin verpasst, die ich seit ihrer 1982er Debüt-EP Introducing überaus schätze. Zuletzt von meinem persönlichen Radar verschwunden, zelebriert Mathilde Santing hier zwölf der größten Songs von Joni Mitchell, live aufgenommen im North Sea Jazz Club in Amsterdam. Unwiderstehlich schön. Und zurzeit nur via Mathilde Santings Website https://mathildesanting.com erhältlich.

  1. Marius Müller-WesternhagenMTV Unplugged

Wie bei Udo Lindenberg bin ich auch zu Marius Müller-Westernhagen wieder zurückgekehrt durch die neuen faszinanten Schriften von Benjamin von Stuckrad-Barre. MTV Unplugged ist auf vier LPs eine piekfein inszenierte, instrumentierte und gesungene Best-of-Werkschau von hoher Qualität, mit viel Emotion, Seele und großer Wirkung.

  1. The BeatlesLive at the Hollywood Bowl

Schon die Erstauflage dieser hinreißenden Konzertplatte, die 1964 und 1965 bei zwei Konzerten in der legendären Hollywood Bowl in Los Angeles mitgeschnitten wurde, überraschte mit ihrem Mix, der die super Performance der Fab Four vom Beatlemania-Gekreische befreite. Die Neuauflage mit vier Bonustracks setzt noch einmal einen drauf.

  1. Bruce Springsteen and the E Street BandLive at the TD Garden, Boston, MA, February 4th 2016 / Bruce Springsteen – Chapter and Verse

Nie hatten die Songs von Bruce Springsteens grandiosem Doppelalbum The River mehr Wirkung, nie machten sie als Ganzes mehr Sinn, nie klangen sie besser als bei den US-Konzerten der The River-Tournee. In Boston etwa, Anfang Februar 2016, sind der Boss und die E Street Band auf dem Gipfel ihrer Mission angekommen, dokumentiert auf drei unverzichtbaren CDs. Und Chapter and Verse, die erste wirklich geglückte Compilation von Springsteens Schaffen, begleitet seine großartige Autobiografie Born to Run.

 

Nennungen ehrenhalber:

 ABCLexicon of Love II

AirTwentyears

Karl BlauIntroducing Karl Blau

Bon Iver22, A Million

David BowieBlackstar

Charles BradleyChanges

Billy Bragg & Joe HenryShine a Light: Field Recordings from the Great American Railroad

Eric ClaptonI Still Do

David CrosbyLighthouse

Betty DavisThe Columbia Years 1968-1969

DionNew York Is My Home

Bob DylanFallen Angels

The Last Shadow PuppetsEverything You’ve Come to Expect

Mayer HawthorneMan About Town

Norah JonesDay Breaks

Sharon JonesOriginal Motion Picture Soundtrack: Miss Sharon Jones!

The MonkeesGood Times!

Van MorrisonKeep Me Singing

NenaOld School

The PretendersAlone

Nada SurfYou Know Who You Are

Pet Shop BoysSuper

SantanaSantana IV

Paul SimonStranger to Stranger

Kandace SpringsSoul Eyes

Sting57th & 9th

Teenage FanclubHere

WaldeckGran Paradiso

WilcoSchmilco

YelloToy

 

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2015 in 33 Alben & 25 Songs

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Die wichtigste Musik des Jahres? Damit kann ich nicht dienen. Was ich hier (rein alphabetisch) auflisten will und nennen kann, ist das: 30 neue Alben, die 2015 meine Umlaufbahn kreuzten und mir im besten Fall ans Herz wuchsen oder zumindest mein Interesse weckten und wachhalten konnten. Dazu drei immens erweiterte rock- und pophistorische Albumneuauflagen von Bruce Springsteen, Led Zeppelin und den Beatles, also für mich unverzichtbarer Stoff. Sowie 25 meiner Lieblingssongs von 2015, die es nirgendwo im Radio hintereinander zu hören gibt, weshalb ich immer wieder mal meine aktuelle Singles-Playlist mit Songneuheiten update, was mir ein steter Quell der Freude ist. Okay, erwischt, es sind mehr als 25 Songs, weil ich mehrere selbstgebastelte fantastische Doppel-A-Seiten-Singles wie bei Jamie XX, The Weeknd, New Order, Blur, Adele, Bilderbuch oder Wanda dazwischen gemogelt habe. Apropos Lieblingssongs: Sie wissen hoffentlich, es gibt keine peinlichen Lieblingssongs. Es gibt nur Lieblingssongs, für die man sich weder zu genieren, noch zu entschuldigen hat, sondern sich ausgiebig daran erfreuen sollte. Let it play.

 

33 neue, vielleicht gar nicht mal so wichtige, aber meist gern gehörte Alben

ryan_adams_cover_1989Ryan Adams – 1989

Adele – 25

Alabama Shakes – Sound & Color

The Arcs – Yours, Dreamily

The Beatles – 1+

Bilderbuch – Schick Schock

Blur – The Magic Whip

Leon Bridges – Coming Home

leonard-cohen_cover_cant-forgetLeonard Cohen – Can’t Forget: A Souvenir Of The Grand Tour

Sarah Cracknell – Red Kite

Lana Del Rey – Honeymoon

Destroyer – Poison

Bob Dylan – Shadows In The Night

ELO – Alone In The Universe

Richard Hawley – Hollow Meadows

Don Henly – Cass County

jamie-xx_cover_in-colourJamie XX – In Colour

Kid Rock – First Kiss

Mark Knopfler – Tracker

Diana Krall – Wallflower

Led Zeppelin – Coda (3 CD Deluxe Edition)

Darlene Love – Introducing Darlene Love

Ashley Monroe – The Blade

New Order – Music Complete

Graham Parker & The Rumour – Mystery Glue

Keith Richards – Crosseyed Heart

mark-ronson_cover_uptownMark Ronson – Uptown Special

Boz Scaggs – A Fool To Care

Bruce Springsteen – The Ties That Bind: The River Collection

Tame Impala – Currents

Wanda – Bologna (2014) / Bussi (2015)

Paul Weller – Saturns Pattern

Brian Wilson – No Pier Pressure

 

25 Lieblingssongs, und ein paar mehr

adele_cover_single_helloAdele – Hello / When We Were Young

The Arcs – Out Of My Mind

Bilderbuch – Willkommen im Dschungel / Softdrink

Blur – Lonesome Street / Ong Ong

Lana Del Rey – High By The Beach / Honeymoon

dawes_cover_all_your_favoriteDawes – All Your Favorite Bands

Dion & Paul Simon – New York Is My Home

Chic – I’ll Be There

Duffy – Whole Lot Of Love

ELO – When I Was A Boy

ellie-goulding_cover_love-me-likeEllie Goulding – Love Me Like You Do

Jamie XX – Loud Places (A) / I Know There’s Gonna Be (Good Times)

Annie Lennox – I Put A Spell On You

 

Darlene Love – Forbidden Nights

rihanna_cover_FourFiveSecondsCharlie Puth – Marvin Gaye

Rihanna, Kanye West, Paul McCartney – FourFiveSeconds

Kid Rock – First Kiss

New Order – Restless / Tutti Frutti

Keith Richards – Trouble / Love Overdue

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Mark Ronson – Uptown Funk

Tame Impala – Cause I’m A Man

Wanda – Bologna / Bussi Baby

 

The Weeknd – Can’t Feel My Face / Earned It

the-weeknd_cover_cant-feel-my-faceWhiz Kalifa – See You Again

Paul Weller – Pick It Up / I’m Where I Should Be

 

Put The Needle On The Record

mojo_247_black_keys_coverNicht nur die seit ein paar Jahren stetig steigenden Verkaufszahlen belegen es. Es genügt auch ein Blick in aktuelle internationale Musikmagazine, um zu sehen, dass Vinyl-LPs nicht einfach nur zurück, sondern in der Musikszene wieder voll angesagt sind: In der übrigens einmal mehr sehr interessanten, höchst lesenswerten Juniausgabe des englischen Musikmagazins „Mojo“ sind von den dort rezensierten 78 Neuveröffentlichungen ganze 61 Alben nicht nur auf CD oder als Download im Musikhandel zu kaufen, sondern auch als Vinyl-LP. Vom famosen neuen Langspieler der Black Keys über Dutzende weiterer nicht gerade massenkompatibler Indie-Platten, ob Singer/Songwriter-Stoff, Electronica, Americana, Soul, Jazz, Reggae oder Blues, bis zu alten Haudegen wie Echo & The Bunnymen und noch älteren wie Ian Anderson von Jethro Tull sowie erfolgreichem aktuellen Charts-Pop von Lily Allen (selbst wenn man ihre kecken Mitsingliedchen nicht so goutieren sollte, gebührt ihrem fabelhaften, Kanye Wests „Yeezus“-Größenwahn so herrlich verulkenden Albumtitel „Sheezus“ Anerkennung) ist alles auch wieder auf Vinyl zu haben. Sicher, Vinyl wird im Vergleich mit Kaufdownloads und vorerst auch noch (wohl eher vom Aussterben bedrohten) CDs weiter eine Nischenangelegenheit im Musikmarkt bleiben, wenn auch eine höchst feine. Aber, Vinyl ist definitiv zurück im Spiel. Gekommen, um zu bleiben. Welcome back.

PS.: Apropos Kanye West. Zu seinen aktuellen, gigantisch protzigen, zum Schlechtwerden dekadenten Hochzeitsfeierlichkeiten mit Kim Kardashian, zwischen Paris und Florenz, erübrigt sich eigentlich jeglicher weitere Kommentar. Aber: Hätte ich von diesem Mann zuvor schon einmal Musik gekauft, spätestens jetzt würde ich das nicht mehr tun. Nicht einmal auf Vinyl.

Wenn einen der neueste heiße Scheiß kalt lassen darf

itunes_top_40_playlist_screenshotOh, wie gut das doch tut: der neueste heiße Scheiß, er darf mich kalt lassen, und ja, er lässt mich (zumeist) kalt. Oder um es mit den klugen Worten von Kris Kristofferson zu sagen: Freedom’s just another word for nothing have to lose. Soll heißen, ich empfinde es als befreiend, und es erhöht zugleich meinen privaten Musikhörgenuss, dass ich mich nicht mehr von Amts wegen darum kümmern muss, ob zum Beispiel der neue Langspieler von Arcade Fire etwas kann. Oder ob das Albumdebüt von Haim dem hysterischen Vorabhype wirklich gerecht zu werden vermag. Oder all die anderen Debüts von wem auch immer, die von der versammelten nationalen und internationalen Musikkritik unisono abgefeiert werden, einer Branche, die durch die Möglichkeiten des Internets quasi in Echtzeit eifrig voneinander abschreibt – im verzweifelten Bemühen, nur ja nichts zu verpassen und immer schön brav als hip und supercool dazustehen. Da ich in meinem früheren Job als Herausgeber und Chefredakteur eines Musikmagazins nicht nur einmal Textdateien gemailt bekommen habe, in denen hineinkopierte Kritiken von „Pitchfork“, „NME“ und anderen hippen Medien, die wohl als Inspiration beim Schreiben der Kritik dienten, am Ende aus Versehen nicht mehr heraus gelöscht wurden, weiß ich erst recht, wovon ich hier rede. Eine Praktik, die mir selbst als Journalist nie und nimmer in den Sinn gekommen wäre und mich garantiert auch nie in Versuchung führen wird. Dafür leiste ich mir heute den Luxus, für die neuen Platten von, Arctic Monkeys, Kings Of Leon, MGMT Queens Of The Stone Age oder diesem Kanye West kein automatisch vorauseilendes Interesse mehr aufzubringen. Und mich interessieren auch die neuen Alben von Katy Perry, Lady Gaga oder Miley Cyrus nicht sonderlich, egal wie viele Gewandfetzen diese Damen noch ausziehen mögen oder wie viele Stylisten und Image-Designer an ihnen herumdoktern oder wie exzessiv sie mit ihren anstandslos vermarkteten Körpern herumfuhrwerken. Den größten Teil, wahrscheinlich 99,99 Prozent, der heuer veröffentlichten neuen Platten habe ich noch gar nicht gehört und ich werde sie wohl auch nie hören. Und ich muss lebenserleichternderweise auch keine amtliche professionelle Meinung dazu formulieren. Die Betonung liegt dabei auf muss. Musik zu hören und über Musik nachzudenken und darüber schreiben ist für mich keine Pflichtübung, nur noch eine freiwillige labour of love. Es ist ja nicht so, dass mich keine neue Musik mehr interessieren würde, ganz im Gegenteil. Ich freue mich über jede neu entdeckte Musik, die mir gefällt und mir etwas gibt. Auch einige der oben genannten neuen Scheiben könnten mich interessieren, eventuell würden mir sogar welche davon gefallen. Aber – es muss nicht sein. Selbst ein extralanges Leben wäre nicht lang genug, um sich all den brandneuen, angeblich großartigen supergenialen Meisterwerken widmen zu können – und es erscheinen ja laut Musikindustrie und der ihr kooptierten Medienpartner-Musikkritik fast ausschließlich nur noch großartige Meisterwerke, auf die die ganze Welt laut Marketing-Blabla schon sehnsüchtig gewartet hat. Dankenswerterweise sehen die vereinten Musikindustriefirmen heute davon ab, mich mit Hörmustern ihrer Waren zu beschicken, weder als schnöde selbstgebrannte Vorab-CDs noch via Streaming Links mit grauslicher Soundqualität. Und da ich prinzipiell keine Musik illegal downloade, höre ich heute nur noch sehr selektiv selbst gekaufte neue Platten (und jede Menge alte Sachen), die mich wirklich interessieren und die auch vom begrenzten finanziellen Budget her möglich sind, und das ist gut so. Bei der neuerdings bei immer mehr Medien einreißenden Unsitte der Erstellung von Halbjahresbestenlisten im Juni – als ob die meist schon im November erstellten Listen mit den  besten Alben, Filmen, Büchern,  Kugelschreibern und Eislutschern eines ganzen Jahres noch nicht aufgeblasen genug wären – hätte ich lieber eine Liste jener Alben abgeliefert, die mich so was von gar nicht interessieren bzw. solche, die ich aus für mich triftigen Gründen von vornherein verweigere. Und dazu hätte ich mit einer kleinen Fußnote jene angeführt, die ich mir heuer gekauft habe und die ich wirklich gerne höre. Möglicherweise liefere ich Ähnliches hier noch als Ergänzung nach. Nachdem ich zuvor aber noch eine Liste mit den von mir meistgehörten Songs auf meinem iPod posten werde, einzureihen unter „Musik, die ich wirklich oft und gerne höre“, in echt und ohne jedes Imponiergehabe.