B-logbook: 08.08.2020: Lied des Lebens?

Das Süddeutsche Zeitung Magazin hat 29 Musikerinnen und Musiker gefragt, welche Lieder ihnen am meisten bedeuten. Weil ein Song nur wenige Minuten dauert, aber Leben verändern kann. Die Pet Shop Boys nennen Passion von The Flirts, produziert vom New Yorker Dancefloor-Produzenten Bobby O, der auch die erste Version ihres ersten Hits West End Girls aufgenommen hat. Alanis Morissette Graceland von Paul Simon. Dirk von Lowtzow (Tocotronic) Flexible Flyer von Hüsker Dü. Nicolas Godin (Air) Sign O´ The Time von Prince. Moby Heroes von David Bowie. Rufus Wainwright Sweet Dreams von den Eurythmics. Tina Turner Let’s Stay Together von Al Green. Sven Väth Computerwelt von Kraftwerk. H.P. Baxter (Scooter) Children Of The Revolution von T. Rex. Brian Eno What Goes On von Velvet Underground. Suzanne Vega Suzanne von Leonard Cohen. Der britische Geiger Daniel Hope Message In A Bottle von The Police. Patti Smith 1983 (A Merman I Should Turn To Be) von Jimi Hendrix. Dieter Meier (Yello) All Blues von Miles Davis. Und noch 15 mehr.

Die meisten erzählen auch eine interessante Geschichte dazu. Guter Lesestoff für einen Tag am See. Am Sofa geht auch.

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Record Collection N° 68: Sting “My Songs” (A & M Records, 2019)

The new reenergized versions of his classics prove that Sting got his muse back.

Rejuvenated by last year‘s longplayer 44/876, his collaboration with Shaggy in the studio and live on stage, Sting reinterpreted for My Songs some of his finest and most successful songs in his vast back catalogue. But from the opening Brand New Day up to the final Roxanne this is more than just a best of compilation in disguise and it hasn’t deserved the flak it got here and there. But that didn’t come unexpected. Sting and his former band The Police were the target of the keepers of the indiedom flame practically since day one, since the birth of punk and new wave. More than ever when they got successful and even more when Sting topped this band’s success as solo artist.

This side of the millennium Sting concentrated on some projects that may have been more interesting for him than others, but 2016’s rocking album 57th & 9th already signaled that he’s back on the track. 44/876, last year’s brilliant collaboration with reggae man Shaggy, proved just that. Like on 44/876 Sting sounds throughout My Songs refreshed, re-energized and as vital as in his days with The Police and in his first solo years. He sings more fierce, passionate, and better than ever. And, blimey! He returned to playing his groovy, sharp, reggae-fied bass once again. A good thing!

Stings solo songs like Brand New Day, Desert Rose, If You Love Somebody Set Them Free, English Man in New York, Fields of Gold or Fragile benefit here as much from Stings newly found energy, enthusiasm, joy of playing as classic cuts from The Police like Can’t Stand Losing, Message In A Bottle, Walking On The Moon and Every Breath You Take. Even the new versions of not so obvious choices like So Lonely, Demolition Man, Shape Of My Heart or If I Ever Lose My Faith In You are ace.

The final number, the red light district Police hit Roxanne, presented here in a cracking new live recording, is a rousing teaser for Stings current My Songs-Tour. The Limited Edition of the album adds four more new rousing live renditions, Synchronicity II, Next To You, Spirits in the Material World and Fragile. I got lucky and saw this fab tour on 5th July ‘19 at Burg Clam in Upper Austria. Got two tickets right in front of the stage for my amore and me. Sting was ace.

Sting My Songs, A&M Records, 2019

Record Collection N° 67: Sting & Shaggy “44/876” (A&M Records, 2017)

Mr. Boombastic hat Sting aus seiner Komfortzone gekitzelt.

Während Sting sich rund um die Millenniumsgrenze  oft mit Projekten beschäftigte, die ihn mehr interessierten als andere, begab er sich mit seinem wieder rockigeren 2016er Album 57th & 9th zurück in die Spur. Diese Zusammenarbeit mit dem gut gelaunten Reggae-Mann Shaggy beweist, dass Sting seine Muse, seine Energie, Enthusiasmus, Spielfreude voll zurückgewonnen hat. Nicht, dass Sting seinen Intellekt und seine Attitude an der Studiotür abgegeben hätte, aber das Gewicht der Welt, das oft auf seinen Platten lastet, hat er für 44/876 mal draußen gelassen. Mit dem sowieso tiefenentspannten Shaggy regiert der Spaß an der Freud vorm Mikrophon, und nicht nur da. Mr. Boombastic hat Sting aus seiner Komfortzone gekitzelt. Er wirkt frisch und vital wie früher bei The Police und in seinen ersten Solojahren noch vor dem globalen Superstarstatus.

Sting und Shaggy haben ein Dutzend locker-lässiger Songs mit eingängigen Melodien und griffigen Hooklines geschrieben, einer pipifeiner als der andere. Während Sting so schneidig  und leidenschaftlich, also so gut wie lange nicht mehr singt, gibt Shaggy mit seinem megatiefen Brumm-Rap den kantigen Gegenpart. Da kommt nicht nur Freude, sondern auch Spannung auf. Und dann spielt Sting auch wieder seinen scharfen, super boombastischen Bass, voll im Reggae Groove; mit Reggae-Legende Robbie Shakespeare, der in To Love And Be Loved den Rhythmus pumpt, hält er voll mit.

Die besten Nummern sind: Die beiden wunderbaren Lovers-Rock-Gefühlsschunkler 22nd Street und To Love And Be Loved. Die gasgebenden Dancefloor-Groover Gotta Get My Baby, Just One Lifetime, Don’t Make Me Wait und Night Shift. Die Reggae-Rocker Waiting For The Break of Day und Sad Trombone, letzteres mit tiefblauen Jazztönen. Aber egal, ob schneller oder langsamer, schlecht ist keiner der Songs hier. Auch das viel gescholtene Dreaming In  The U.S.A. nicht, dem unerträglichen Präsidenten der USA zum Trotz.

Sting & Shaggy 44/876, A&M Records, 2017

Record Collection N° 46: Van Hunt “Van Hunt” (Capitol Records, 1984)

Der afroamerikanische Sänger, Songschreiber, Multiinstrumentalist Van Hunt hat mit seinem Debütalbum eine der besten Modern Soul Platten im neuen Jahrtausend produziert.

Gute Zeiten für neuen, modernen Soul. Und damit ist nicht das klischeeverklebte Porno-Gestöhne gemeint, das die amerikanischen Charts, TV- und Internet-Musik-Kanäle dominiert. Die Rede ist vom Modern Soul, vom Autoren-Soul, wie man ihn in den 1990ern von Größen wie D’Angelo, Maxwell, Rahsaan Patterson, Erykah Badu, Adriana Evans oder Angie Stone hören konnte.

Jüngst haben sich Könner wie Alicia Keys, Cody Chesnutt oder Frank McComb mit Bravour gegen die Silikon-Autotune-R’n’B-Phalanx gestemmt, jetzt erscheint Van Hunt auf der Spielfläche. Praktisch ein No-name – bis jetzt. Van Hunt ist ein 34-jähriger Afroamerikaner, der geboren in Dayton, Ohio, von der Mutter groß gezogen wurde. Der Vater war Teilzeit-Maler und Vollzeit-Nie-da. Van Hunt lebt heute in Atlanta, Georgia, der vibrierenden schwarzen Musik-Metropole im Süden der USA – die Basis auch von Outkast oder Public Enemy-Frontmann Chuck D.

Van Hunt spielt auf seinem selbstbetitelten Debütalbum alle möglichen Instrumente, in erster Linie Gitarre und Keyboards, ist Sänger, Songschreiber und Produzent in Personalunion. Ihn deswegen mit Lenny Kravitz zu vergleichen, wäre fehl am Platz, Assoziationen zu Prince sind eher angebracht. Erstmals offiziell aufgetaucht ist Van Hunt 1997, als er Dionne Farris’ Hit Hopeless geschrieben hat, seither hat er auch im Hintergrund für Alicia Keys oder Rahsaan Patterson gearbeitet.

Schon die ersten beiden Songs, mit denen Van Hunts Debüt losgeht, sind grandios. Dass er das Niveau in den weiteren Songs mit großer melodiöser und groove-technischer Finesse zu halten vermag, macht Van Hunt subito zu einem Modern-Soul-Klassiker. Der Auftakt Dust besticht durch eine funky scheppernde Rhythmusgitarre, waidwunde Blues-Gitarrenlicks und einen hinreißenden Refrain, den Van Hunt mit butterweicher Falsettstimme singt. Man möchte meinen, dass sich gleich der Himmel glückselig öffnet, dabei hat Van Hunt direkt vorm Refrain mit paradoxer Leichtigkeit noch die Zeilen „I’m already insane / I’m already in pain“ gesungen. Das folgende Seconds of Pleasure startet als dreckiger Bluesrock, um sich zu einem unwiderstehlichen Seelen-Schmeichler auszuwachsen, der nicht bloß Sekunden, sondern gleich fünf Minuten lang paradiesische Genüsse gewährt.

Wie praktisch immer im guten Modern Soul dominieren auch bei Van Hunt die Vibes und Grooves der 1960er und 1970er Jahre. Und auch die üblichen Verdächtigen stehen ihm Pate: Marvin Gaye, Curtis Mayfield, Sly Stone, Donny Hathaway, Stevie Wonder. Dazu kommen noch andere, weniger offensichtliche Bezugskoordinaten in seinem Sound-Universum: die Jazz-Arrangements von Duke Ellington, die Bluesgitarren von Muddy Waters und Jimi Hendrix. Wohlgemerkt lässt sich Van Hunt von allen genannten Granden nur inspirieren, er ist kein Kopist und Retro-Gaukler, er ist ein Original, ein erstklassiger Songschreiber und Arrangeur.

Es gibt zwei zeitgenössische Soul-Künstler, die sich als Referenz aufdrängen: Zum einen natürlich Prince – in seinen besten Jahren. Zum anderen D’Angelo – im direkten Vergleich scheint mir Van Hunt aber der bessere Songschreiber und auch bessere Sänger als D’Angelo zu sein. Sein Stimmspektrum reicht mühelos vom zart-süßen Falsett bis zu rauen, tiefen Lagen. Die zwölf Songs auf seinem Debütalbum haben alle Substanz, Seele, verführerische Melodien, mitreißende Grooves im Überfluss. In Hello, Goodbye, Down Here In Hell (With You), Anything (To Get Your Attention) oder Highlights breitet Van Hunt traumwandlerisch sicher über einem minimalen funky Groove alles aus, was ihm grad mal ins Konzept passt: psychedelische Gitarren, verschachtelte Vokalharmonien, süffige Keyboards, fein geschmiedete Bläsersätze, opulente Streicher.

Und erst die Balladen: In What Can I Say gibt Van Hunt den besten Sting, den Sting sich nur wünschen kann, also schön soulful und super sanft. In Precious und Who Will Love In Me Winter schmachtet er die berückend romantischen Melodien wie Prince. Angestrengt oder irgendwie bemüht, wirkt bei Van Hunt rein gar nichts. Alles klingt wie locker aus dem Ärmel geschüttelt. Auch das abschließende Out Of The Sky, das seinen fiebrigen Groove von Sly Stones Running Away borgt und der Seele quasi Flügel verleiht. Geniale Scheibe.

Van Hunt Van Hunt, Capitol Records, 2004

(Album des Monats in now! N° 29, Juni 2004, komplett überarbeitet im März 2020)

2019 In A Nutshell

My Albums, Songs, EPs, Concerts, Movies & Books of the Year. As always ranked radically subjective, without any compromise or sense of guilt, just a sense of delight.

 > My Favourite Albums of 2019:

 > My Top 10:

  1. Bruce Springsteen: Western Stars / Western Stars – Songs from the Film
  2. Bilderbuch: Vernissage My Heart / Mea Culpa (12/2018)
  3. Edwyn Collins: Badbea
  4. Neil Young & Crazy Horse: Colorado
  5. Thees Uhlmann: Junkies und Scientologen
  6. Lana Del Rey: Norman Fucking Rockwell
  7. Leonard Cohen: Thanks for the Dance
  8. John Coltrane: Blue World
  9. Sting: My Songs / My Songs Live
  10. French Boutik: L’Ame De Paris

> Further in my Top 30, ranked alphabetically:

  • P. Arnold: The New Adventures of … P.P. Arnold
  • The Beatles: Abbey Road 50th Anniversary Edition
  • The Bird and The Bee: Interpreting the Masters, Volume. 2: A Tribute to Van Halen
  • Lloyd Cole: Guesswork
  • Jason Disley: Speakeasy
  • Martin Freeman and Eddie Piller: Present Soul on the Corner
  • Marvin Gaye: You’re the Man
  • Brittany Howard: Jaime
  • Michael Kiwanuka: Kiwanuka
  • Jesse Malin: Sunset Kids
  • Paul McCartney: Amoeba Gig (Live, 27.6.2007)
  • Bobby Oroza: This Love
  • Lee „Scratch“ Perry: Rainford / Heavy Rain (Dub version)
  • Prefab Sprout: I Trawl The Megahertz
  • The Specials: Encore
  • Stray Cats: 40
  • Harry Styles: Fine Line
  • Taylor Swift: Lover
  • Vampire Weekend: Father of the Bride
  • Wanda: Ciao!

> Also, worth a mention:

  • The Black Keys: Let’s Rock
  • Lee Fields & The Expressions: It Rains Love
  • Robert Forster: Inferno
  • Richard Hawley: Further
  • Simply Red: Blue Eyed Soul

> EP of the Year:

  • Popincourt: 4 Colours 4 Seasons

> My Top 7 Songs of 2019:

  1. Haim: Summer Girl
  2. Bilderbuch: LED Go
  3. Leonard Cohen: Happens to the Heart
  4. Thees Uhlmann: Avicii
  5. Lana Del Rey: Venice Bitch
  6. Taylor Swift: Me!
  7. Bilderbuch: Kitsch

 > My Top 5 Concerts of 2019:

  1. Bilderbuch: Wien, Schloss Schönbrunn, 26.05.
  2. Sting: Klam, Burg Clam, 05.07.
  3. Edwyn Collins: Salzburg, Rockhouse Bar, 27.09.
  4. Bilderbuch: München, Zenith, 16.04.
  5. Stray Cats: München, Zenith, 11.07

 > My Top 5 Movies of 2019:

  1. Yesterday – A World Without The Beatles
  2. Once Upon A Time in Hollywood
  3. Der Fall Collini
  4. Rocketman
  5. Leberkäsjunkie

 > My Top 5 Books of 2019:

  1. Tot Taylor: The Story of John Knightly
  2. Tracey Thorn: Another Planet. A Teenager in Suburbia
  3. Thees Uhlmann: Die Toten Hosen
  4. Leonard Cohen: Die Flamme. The Flame (10/2018)
  5. David Foenkinos: Lennon

 

My records of the year: Meine 44 Lieblingsplatten 2016

popincourt-cover-a-new-dimension-to-modern-lovefrench-boutik-cover-front-pop-lpjochen-distelmeyer-cover-songs-from-the-bottom-vol-1udo-lindenberg-cover-staerker-als-die-zeitthe-rolling-stones-cover-blue-and-lonesomedexys-cover-let-the-record-show-frontmarius-mueller-westernhagen-cover-mtv-unpluggedbruce-springsteen-cover-live-boston-2016the-beatles-cover-live-at-the-hollywood-bowl

Also, jetzt mal doch wieder eine richtige Alben des Jahres-Liste, mache ich gern in diesem Seuchen-Jahr, in dem die Musik aber richtig gut war. Ausnahmsweise mal wieder mit – höchst subjektiver! – Reihung. Meine fünf Lieblingsplatten 2016 sind diese dreizehn. Die weiteren einunddreißig Nennungen sind alphabetisch gelistet.

  1. PopincourtA New Dimension to Modern Love

From Paris with Love: Keine Platte vermochte mich 2016 mehr zu berühren, mehr zu begeistern als das Debütalbum der Pariser Pop-Combo Popincourt mit einem unglaublich bezaubernden Mix aus Blue Note Jazz, Sixties Beat und britischem 1980er Indie-Pop. Mastermind, Sänger, Songschreiber und Multiinstrumentalist Olivier Popincourt  singt seine beseelten, wohltuenden, wunderhübsch melodiösen Songs wie „The First Flower of Spring“, „The Things That Last“ oder das funkelnde Titellied mit einem wunderbaren Schmelz in der Stimme, und seine Lyrics in Englisch, mit einem leichten, sehr charmanten französischen Akzent, dass einem das Herz  übergeht.

  1. French BoutikFront Pop

The new French Beat from Paris: Wer Ja zu Popincourt sagt, sollte auch nicht Nein zu French Boutik sagen. Eine hinreißende Combo, die nicht nur dem Beat, Soul und Mod-Feeling  der 1960er huldigt, sondern auch dem Spirit des Punk und der New Wave der 1970er und 1980er.  Wie Popincourt zelebrieren auch French Boutik eine sympathische, an Paul Wellers 1980er Band The Style Council erinnernde, pro-europäische Internationalität. Sie singen meist in Französisch und covern erfrischend fetzig Françoise Hardys „Je Ne Suis La Pour Personne“, haben aber auch famose eigene Songs wie „Le Mac“ oder „Costard Italien“ oder die englisch gesungenen „Hitch A Ride“ und „The Rent“. Sängerin Gabriela Giacoman gastiert bei Popincourt, Olivier Popincourt bei French Boutik an der Hammond Orgel. Absolutely French!

  1. Jochen DistelmeyerSongs From The Bottom Vol. 1

Der frühere Sänger und Songschreiber der Hamburger Indierock-Combo Blumfeld singt auf „Songs From The Bottom Vol. 1“ statt Deutsch nun alles in Englisch, mit seiner irgendwie immer stoisch ungerührten, aber dann doch anrührenden Stimme, allein zur Gitarrenbegleitung und ein wenig Orgel und Klavier. Ein höchst obskurer, aber doch wunderbar stimmiger Coverversionen-Cocktail. Mit grandios interpretierten Songs von Lana Del Rey, Britney Spears, Nick Lowe, The Verve, The Byrds, Joni Mitchell oder Al Green. Eine so überraschende wie beglückende Offenbarung.

  1. DexysLet the Record Show: Dexys Do Irish and Country Soul

Kevin Rowland arbeitet weiter an seiner Vision der Dexys. Top gestylt, mit trefflich ausgewählten, top instrumentierten, von Rowland fantastisch gut gesungenen Coverversionen wunderbar melodiöser und hochemotionaler älterer Songs, die nicht immer irisch oder Country sind, sondern einfach Pop. Zu einigen gibt es brillante, durchgestylte Videos, wie man sie schon lange nicht mehr gesehen hat.

  1. Udo LindenbergStärker als die Zeit

Drei in einer Reihe: Nach den supersupernen Alben Stark Wie Zwei (2008) und MTV Unplugged (2013) setzt Dr. Feeel Good die allerbeste Zeit seiner Karriere ungebremst fort, stärker und besser denn je. Was für eine coole Socke!

  1. The Rolling StonesBlue & Lonesome

Reif fürs Altersheim? In Würde altern? Wiederbelebt? Ihr bestes Album seit Jahren? Geschenkt. Die Rolling Stones spielen doch seit Jahren in prächtiger Kondition kraftvolle Konzerte mit ihren größten Hits. Diese zwölf hochoktanigen Coverversionen alter Bluessongs, die sie in drei Tagen in einem Londoner Studio aufgenommen haben, sind so elektrisierend, scharf und relevant wie nur was.

  1. Michael KiwanukaLove and Hate

Beyoncè? Kanye West? Rihanna? Drake? Alle nicht meine Tasse Tee. Meine liebsten Rhythm & Blues- und Soul-Longplayer des Jahres sind zum einen die strictly old school Scheiben der viel zu früh verstorbenen Sharon Jones und von Charles Bradley. Zum anderen Michael Kiwanukas zweites Album, das noch mal um Klassen besser ist als sein über Gebühr gelobtes 2012er Debütalbum Home Again. Kiwanuka mixt Otis Redding, Jimi Hendrix, Marvin Gaye und auch Pink Floyd zu seinem eigenständigen, zeitgemäßen, modernen Soul.

  1. Leonard CohenYou Want it Darker

Zu viele Tote in diesem Musikjahr, aber sind es das nicht immer, und werden es leider nicht immer mehr? Anders als im Fall von David Bowies Blackstar, das ich 2016 kaum mal hören wollte bzw. einfach nicht hören konnte, geht es mir mit Leonard Cohens finalem Album besser, ich höre es gern und oft, als Feier seiner Poesie und seines erfüllten Lebens.

  1. Ben WattFever Dream

Auf seinem dritten Soloalbum, dem zweiten kurz aufeinanderfolgenden, verzaubert der Ex-Everything But The Girl-Musiker erneut mit seinen tief berührenden, empfindsamen Folkrock-Songs, die das Wunder bewirken, sich in durchgeknallten, horriblen Zeiten wie den unseren, Momente lang wieder wie ein richtiger Mensch zu fühlen. Eine guttuende Atempause in der allgegenwärtigen zerstörerischen Beschleunigung.

  1. Mathilde Santing Both Sides Now: Matilde Santing Sings Joni Mitchell

Ehrlich, ohne Twitter hätte ich wohl das superbe neue Album dieser wunderbaren holländischen Sängerin verpasst, die ich seit ihrer 1982er Debüt-EP Introducing überaus schätze. Zuletzt von meinem persönlichen Radar verschwunden, zelebriert Mathilde Santing hier zwölf der größten Songs von Joni Mitchell, live aufgenommen im North Sea Jazz Club in Amsterdam. Unwiderstehlich schön. Und zurzeit nur via Mathilde Santings Website https://mathildesanting.com erhältlich.

  1. Marius Müller-WesternhagenMTV Unplugged

Wie bei Udo Lindenberg bin ich auch zu Marius Müller-Westernhagen wieder zurückgekehrt durch die neuen faszinanten Schriften von Benjamin von Stuckrad-Barre. MTV Unplugged ist auf vier LPs eine piekfein inszenierte, instrumentierte und gesungene Best-of-Werkschau von hoher Qualität, mit viel Emotion, Seele und großer Wirkung.

  1. The BeatlesLive at the Hollywood Bowl

Schon die Erstauflage dieser hinreißenden Konzertplatte, die 1964 und 1965 bei zwei Konzerten in der legendären Hollywood Bowl in Los Angeles mitgeschnitten wurde, überraschte mit ihrem Mix, der die super Performance der Fab Four vom Beatlemania-Gekreische befreite. Die Neuauflage mit vier Bonustracks setzt noch einmal einen drauf.

  1. Bruce Springsteen and the E Street BandLive at the TD Garden, Boston, MA, February 4th 2016 / Bruce Springsteen – Chapter and Verse

Nie hatten die Songs von Bruce Springsteens grandiosem Doppelalbum The River mehr Wirkung, nie machten sie als Ganzes mehr Sinn, nie klangen sie besser als bei den US-Konzerten der The River-Tournee. In Boston etwa, Anfang Februar 2016, sind der Boss und die E Street Band auf dem Gipfel ihrer Mission angekommen, dokumentiert auf drei unverzichtbaren CDs. Und Chapter and Verse, die erste wirklich geglückte Compilation von Springsteens Schaffen, begleitet seine großartige Autobiografie Born to Run.

 

Nennungen ehrenhalber:

 ABCLexicon of Love II

AirTwentyears

Karl BlauIntroducing Karl Blau

Bon Iver22, A Million

David BowieBlackstar

Charles BradleyChanges

Billy Bragg & Joe HenryShine a Light: Field Recordings from the Great American Railroad

Eric ClaptonI Still Do

David CrosbyLighthouse

Betty DavisThe Columbia Years 1968-1969

DionNew York Is My Home

Bob DylanFallen Angels

The Last Shadow PuppetsEverything You’ve Come to Expect

Mayer HawthorneMan About Town

Norah JonesDay Breaks

Sharon JonesOriginal Motion Picture Soundtrack: Miss Sharon Jones!

The MonkeesGood Times!

Van MorrisonKeep Me Singing

NenaOld School

The PretendersAlone

Nada SurfYou Know Who You Are

Pet Shop BoysSuper

SantanaSantana IV

Paul SimonStranger to Stranger

Kandace SpringsSoul Eyes

Sting57th & 9th

Teenage FanclubHere

WaldeckGran Paradiso

WilcoSchmilco

YelloToy