Record Collection N° 134: Edwyn Collins “Losing Sleep” (Heavenly Records, 2010)

Wie sich Edwyn Collins nach zwei Schlaganfällen zurück in sein Leben und in seine Musik kämpfte – auch mit Hilfe von prominenten Musikerfreunden wie Roddy Frame, Franz Ferdinand und Johnny Marr.

Nach zwei Schlaganfällen im Jahr 2005 kämpfte sich Edwyn Collins bewundernswert ins Leben zurück. Dass er schließlich auch wieder Musik machen konnte, grenzt an ein Wunder. Wie Lazarus fast. Schließlich musste Collins das Sprechen und Singen neu lernen und seine tiefe Gesangsstimme und seinen speziellen Soul wiederfinden. Gitarre spielen blieb dem früheren tollen Gitarristen aber verwehrt, weil sein rechter Arm gelähmt geblieben ist.

Während das formidable 2007er Album Home Again noch vor Collins’ schwerer Erkrankung produziert wurde, ist sein siebter Longplayer Losing Sleep zwischen November 2008 und Mai 2010 in seinem eigenen Londoner Studio entstanden. Mit der Hilfe von Musikerkollegen und Freunden wie Franz Ferdinand (Do It Again), The Drums (In Your Eyes), The Cribs (I Still Believe In You) oder den Magic Numbers (It Dawns On Me).

Der Titelsong ist ein feuriger Northern Soul Groover und stürmt gleich zu Beginn ganz im Stil seines 1995er Welthits A Girl Like You nach vorn. Unterstützt wird Edwyn Collins dabei u.a. von Barrie Cardogan an Gitarre und Bass, für dessen Band Little Barrie Edwyn Collins 2005 noch das Debütalbum produzierte.

Johnny Marr von den Smiths legt im umwerfenden Come Tomorrow, Come Today ein fetziges Gitarrensolo hin. Sehr hübsch auch das poppige Over The Hill, bei dem wieder Barrie Cardogan mit dabei ist. Ziemlich stark auch die beiden deutlich autobiografischen Songs Humble und Bored.

Am Schluss geht es ans Eingemachte: In All My Days, für das Roddy Frame (Aztec Camera), Edwyns bester Musikerfreund seit Postcard-Records-Tagen, eine jazzige E-Gitarre spielt, singt Edwyn Collins die herzergreifende  Zeile „I’m willing to accept the good that’s near“. Und Searching for the Truth geht gleich noch mal tiefer, es zieht einem die Gänsehaut auf, und wie.

Edwyn Collins Losing Sleep, Heavenly Records, 2010

(Erstveröffentlicht in now! N° 90, Oktober 2010, komplett überarbeitet im Februar 2022)

© Losing Sleep Pics by Klaus Winninger

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