B-Logbook: Helmut Dietl (1944-2015). Der lange Weg nach Sacramento.

muenchner-geschichten_sacramento_1„Münchner Geschichten“ (1974), „Der ganz normale Wahnsinn“ (1979), „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ (1983), „Kir Royal“ (1986) – alles unvergesslich geniale, messerscharf intelligente, unglaublich amüsant komische, philosophisch melancholische Fernseherlebnisse, die meine Generation via Schwarzweißbildschirm beim Erwachsenwerden und unausweichlichem  Erwachsenseinmüssen begleitet haben. Eine neue Episode der oben genannten Fernsehserien, die mit vollem Recht als legendär bezeichnet werden, zu versäumen – das durfte nicht sein. Auch heute noch sind das unschätzbar wertvolle, unauslöschliche Erinnerungen. Unvergessliche Figuren, die der Münchner Filmregisseur und Drehbuchautor Helmut Dietl da in etwas mehr als einer Dekade geschaffen hat: Günther Maria Halmer als tagträumenden, gegen die Spießerwelt aufbegehrenden Nichtsnutz Tscharlie in „Münchner Geschichten“; Towje Kleiner als heillos pessimistischen Chaot in „Der ganz normale Wahnsinn“; Helmut Fischer als sympathisch-schlitzohrigen Schwerenöter in „Monaco Franze“ oder Franz Xaver Kroetz als Klatschreporterhallodri Baby Schimmerlos. Alle unsterblich eigentlich. Doch Helmut Fischer musste schon anno 1997 abtreten, Towje Kleiner vor drei Jahren. Und heute ist er gestorben: Helmut Dietl, dieser unvergleichliche bayrische Menschenbeobachter und Geschichtenerzähler. Weil der Tod ein gnadenloser Genosse ist, und der Krebs sein hinterfotziger Gesell. Helmut Dietl, R.I.P.

muenchner-geschichten_sacramento_2Tscharlie (Günther Maria Halmer): „Sche woas.“ Gustl (Frithjof Vierock): „Sche woas scho.“ Tscharlie: „So sche woas übahaupt nia.“ Gustl: „So is des im Leben. Zuerst is sche und daun is aufamoi ois vuabei.“ Tscharlie: „Genau.“ („Münchner Geschichten“, Episode 7: „Der lange Weg nach Sacramento“, 1974)

Es geht ja doch: Wer singt für Österreich?

wer_singt_fuer_oesterreichDie Moderatorin, bei aller Sympathie, irgendwie verschlafen, vielleicht nicht mehr realisierend, Pardon, welche Show sie gerade moderiert. Große Grill Show? Opernball? Dancing Stars? Song Contest? Egal. Eh alles megagroßartig. Also echt. Die Singer/Songwriterin in der Jury, Pardon, irgendwie verschlafen. Die Jury-Cowboys hingegen, irgendwie immer „krass“ und, Tschuldigung, „geil“. Action, please! Als erste auf der Showbühne: Die stimmgewaltige Soulistin, irgendwie einschläfernd, Pardon.

Aber: Die Qualität der weiteren Acts und Songs überraschend okay bis richtig gut. Patrick Pulsinger, I-Wolf (Sofa Surfers), Christoph Straub (Papermoon), Lukas Hillebrand unter den Produzenten. Internationale Hitschreiber als Verstärkung. Respekt: Das hat der wegen seines mangelnden Engagements für die österreichische Musikszene sonst viel gescholtene ORF nach einigen Anlaufschwierigkeiten in der ersten Show eigentlich ganz gut hinbekommen. Um vieles besser übrigens als die nervtötend-peinlichen Song-Contest-Qualifikations-Shows der Prä-Conchita-Ära.

Persönliche Favoriten: 1. The Makemakes, 2. Folkshilfe, 3. Johann Sebastian Bass, 4. Zoe… 5. Dawa, na ja. Egal, wer von ihnen die Publikumswahl kommende Woche gewinnt. Egal, wer dann beim Eurovision Song Contest im Mai in Wien auf der Bühne stehen und singen wird. Egal, welcher Platz letztendlich. Man wird sich mit ziemlicher Sicherheit nicht fremdschämen müssen. Die können alle was und haben ihre Chance. Mit oder ohne Eurovision Song Contest. Aber hoffentlich auch weiterhin mit dem ORF.