B-logbook: 30.03.2023: Mit Mandy ist der letzte der Bambis verstorben

Am 28. März 2023 ist mit Georg „Mandy“ Oswald, geboren 1935 im bayrischen Rosenheim, der letzte Musiker der legendären österreichisch-bayrischen Sixties-Popband Die Bambis verstorben. Mit Melancholie und Nur ein Bild von dir gelangen Mandy und den Bambis 1965 zwei der besten deutschsprachigen Pop-Hits (der meist zu Unrecht abwertend gemeinte Begriff „Schlager“ greift da zu kurz) der 1960er Jahre. Auch das ebenfalls 1965 veröffentlichte Es war nur eine Liebelei und Sommertraum von 1967 waren groß.

Das now!-Archiv: now! N° 11, September 2002

Die elfte Ausgabe des österreichischen Musik- und Pop-Kultur-Magazins now! vom September 2002. 

Am Cover: Coldplay 100% now! Empfehlung: The Vines Album des Monats: Coldplay A Rush of Blood To The Head now!-Interview: Herbert Grönemeyer Interviews & Stories: Coldplay, The Vines, Nightmares On Wax, Sugababes, Queens Of The Stone Age, Solomon Burke, Bryan Ferry, Tatu, Avril Lavigne, Bootsy Collins, Bruce Springsteen, Primal Scream, Soft Cell, Will Smith, Ms Dynamite, 2raumwohnung, Norah Jones, Baxter Dury, Underworld, Jay-Jay Johanson, Beyoncé, Def Lepard, International Pony. Moderne Klassiker: The Velvet Underground The Velvet Underground  & Nico. David Lynch Blue Velvet. Talk now! Fragebogen: Darren Hayes.

Das now! Magazin ist im Salzburger now! Media Verlag erschienen, den ich 2001 mit drei Freunden, Hans, Bernie und Joe, gegründet hatte. Als Herausgeber, Chefredakteur & Geschäftsführer fungierte meine Wenigkeit. In den kommenden neun Jahren sollten noch 89 weitere Ausgaben von now! erscheinen.

Paul Simons goldene Songlyrik

Erstaunlich eigentlich, dass Paul Simon 2016 in der Diskussion um Bob Dylans Nobelpreis für Literatur nicht als probate Alternative genannt wurde.

Neulich bin ich mal wieder in die musikalische Welt von Paul Simon und Art Garfunkel, auch von Simon and Garfunkel eingetaucht und habe mich einmal mehr an der großen Kunst von Paul Simon erfreut. Erstaunlich eigentlich, dass Simon 2016 in der Diskussion um Bob Dylans Nobelpreis für Literatur nicht neben Leonard Cohen oder Joni Mitchell als probate Alternative zu Dylan genannt wurde. Jedenfalls wurde mir beim Hören erneut bewusst, welch großer Poet und Songschreiber, Musiker und Sänger, der sich auch vor Art Garfunkels engelsgleicher Stimme nicht verstecken muss, dieser Paul Simon doch ist.

Neben Paul Simons 1977er LP Greatest Hits Etc. hörte ich Art Garfunkels The Art Garfunkel Album von 1984, ebenfalls eine Best-Of-Sammlung. Dazu Simon and Garfunkels Greatest Hits (1972) und The Concert In Central Park (Do-LP, 1982). Art Garfunkels zauberhafte Version von Sam Cookes (What A) Wonderful World, mit dem lieblichen Harmoniegesang von Paul Simon und James Taylor (1978) ein krasser Gegensatz zu Paul Simons 1977er Single Slip Slidin‘ Away, eine mehr bittersüße Medizin.

Wieviel Schwermut und luzide Klarheit doch im berückenden, leichtfüßig elegant groovenden und gospelnden Slip Slidin‘ Away steckt, und welch großartiges Gedicht die Lyrics dieses Liedes doch sind, ist mir da wieder eingeschossen. Jede Strophe eine treffende Kurzgeschichte, die letzte Strophe, Bombe!, die volle Wahrheit: „God only knows / God makes his plan / The information’s unavailable / To the mortal man / We work our jobs / Collect our pay / Believe we’re gliding down the highway / When we‘re in fact slip slidin‘ away“. Seit praktisch immer höre ich hier statt we collect our pay die viel härtere Zeile we collect our pain.

Paul Simon ein Dichter, Slip Slidin‘ Away ein Gedicht, auf lichter Höhe mit Leonard Cohen und Joni Mitchell, mit Goethe und Brecht.

B-logbook: 27.03.2023: Michael Ostrowski – Der Onkel. Roman.

Lektüre aktuell: Michael Ostrowski – Der Onkel. Roman. Ganz der Autor. Kann ich nur weiterempfehlen.

B-logbook: 25.03.2023: Herbert Grönemeyer – „Das ist los“. Album.

Der erste Neuzugang in der Plattensammlung anno 2023, Grönemeyers vielleicht bestes (und gerade höchst relevantes) Album seit seinem Meisterwerk Mensch von 2002.

Herbert Grönemeyer: „Ich singe, was ich fühle!“

Talk Show/Interviews N° 5: Herbert Grönemeyer.

Im Gespräch mit Herbert Grönemeyer im Spätsommer 2002 in Köln anlässlich der Veröffentlichung seines Albums Mensch.

Herbert Grönemeyer hat gerade sein neues Album „Das ist los“ veröffentlicht, eine seiner besten Platten seit seinem Meisterwerk „Mensch“ von 2002. Interviews zu „Das ist los“ kursieren derzeit im Überfluss. Mein vor 21 Jahren im Spätsommer 2002 in den Räumen seiner Plattenfirma in Köln geführtes, ca. eine Stunde langes Interview mit Herbert Grönemeyer scheint mir in Sachen Grönemeyer nach wie vor relevant. Es war eines der spannendsten, intensivsten, tiefgehendsten Interviews, das ich in meinem Journalistendasein führen konnte. Vier Jahre zuvor waren seine Frau und sein Bruder viel zu früh verstorben, Herbert Grönemeyer stürzte in eine große Lebenskrise. Sein brillantes wie berührendes Album „Mensch“, das bis heute nicht an Wert und Wirkung verloren hat, war auch der Versuch, seinen Schmerz und seine Sprachlosigkeit zu überwinden. In unserem Gespräch mutmaßte Grönemeyer übrigens: „Ich will nicht in zehn Jahren noch über die Bühne heizen wie ein Stier“. Naturgemäß hat er live in Konzerten weiter gemacht, und er wird auch jetzt weitermachen, da die abgeklungene Corona-Pandemie ihn wieder lässt und die Fans in seine Konzerte. Er macht es einfach zu gut.

Du fehlst“ – zwei knappe, tiefblau eingefärbte Worte aus dem Titelsong von Herbert Grönemeyers neuem Album Mensch sagen genug. Mit einer großen emotionalen Radikalität, die sich sowohl in den Songtexten als auch den musikalischen Arrangements ausdrückt, versucht der Sänger, Songschreiber, Musiker sich der unbegreiflichen Tragödie zu nähern und horcht in seine wunde Seele. Kein Jammern, Selbstmitleid oder Depression, dafür genaue Beobachtungen, berührende Bilder, kleine Wahrheiten, große Gefühle. Eine große Liebe. Eine tiefe Traurigkeit. Erst am Vorabend unseres Gesprächs im Kölner Hauptquartier seiner Plattenfirma hat Grönemeyer die endgültige Version von Mensch fertiggestellt und präsentiert sie an diesem Tag aufgeregt und sichtlich glücklich zum ersten Mal auch seiner Plattenfirma. Es geht wieder voran.

Klaus Winninger: Die banalste und brennendste Frage ist wohl jene nach Ihrem Befinden. Wie geht es ihnen im Sommer 2002?

Herbert Grönemeyer: Ich schwanke zwischen Melancholie und Zuversicht. Für mich hat die Zeit neu begonnen vor vier Jahren, als ich in eine Situation geraten bin, für die es keine Rezepte gibt. Und jetzt nach vier Jahren habe ich zumindest das Gefühl, ich lerne damit zu leben, dass dies Bestandteil meines Lebens ist, dieses Trauma, diese Trauer, diese Farbe. Und auf der anderen Seite sehe ich, dass andere Farben wieder klarer werden. Ich habe das Gefühl, ich bin auf dem Weg wieder am Leben teilzunehmen und deutlicher ans Leben heranzukommen. Und das macht mir unheimlich Hoffnung. Aber es ist eine neue Zeitrechnung, und diese Platte ist ein Versuch, diese Zeit zu beschreiben und gleichzeitig für sich selber eine Perspektive zu eröffnen. Also wieder Musik machen zu können und seine Sprachlosigkeit zu überwinden.

KW: Hat sich durch die Arbeit an den neuen Liedern Ihr persönliches Befinden verbessert?

Herbert Grönemeyer: Ja, mit Sicherheit. Ich glaube nicht, dass die Zeit Wunden heilt, aber die Zeit lässt einen lernen mit Dingen besser umzugehen und sie auch zu akzeptieren. Anfangs hatte ich große Angst, dass mir das alles abhanden kommt. Ich wusste nicht, ob ich das je wieder kann. Ich habe versucht mich hinzusetzen und zu schreiben, und dann war alles immer sehr traurig, grau und düster. Da habe ich gedacht, vielleicht ist es das schon gewesen. Dabei war Musikmachen so lange ein elementarer Bestandteil meines Lebens. Anfang letzten Jahres hat Alex Silva, mit dem ich die neue Platte dann gemacht habe, gesagt: Komm Herbert, wir setzen uns einfach hin und reden und fangen mal an. Dass ich diese Platte jetzt geschafft habe, ist ein enormer Schritt für mich. Ich glaube, in einem Jahr wird mir damit ein großer Stein von der Seele fallen.

KW: War es wichtig, diese Lebenskrise nicht nur als Mensch, sondern auch als Musiker und Songschreiber verarbeiten zu können?

Herbert Grönemeyer: Ich mag das Wort „Trauerarbeit“ nicht, weil es nicht stimmt. Man kann so etwas nicht verarbeiten, sondern man lernt zu begreifen, dass der Tod einfach Bestandteil des Lebens ist. Ich glaube, ich habe mich diesem Thema mit meinen Songs genähert. Ich habe mich mit der neuen Platte diesem Thema gestellt, so würde ich es eher sagen. Zu begreifen und zu akzeptieren, dass der Tod zum Leben gehört, ist eine Lektion, die einen demütiger werden lässt. Aber gleichzeitig liegt darin die Chance, dass das Leben dadurch auch präziser wird. Man lernt viele Dinge schärfer anzugehen und sich mit Nebensächlichkeiten nicht mehr so viel aufzuhalten und sich über viele Dinge auch nicht mehr so viele Sorgen zu machen. Man beginnt, sein Leben aufzurollen, man denkt viel mehr über sich selber nach, man bewegt sich rückwärts, um irgendwann wieder nach vorne gehen zu können.

KW: Wie geht es Ihnen eigentlich mit der fertigen Platte? Der Weg oder Dort und Hier sind zum Beispiel zwei unglaublich aufwühlende, beklemmende Lieder. Können Sie selbst diese Songs überhaupt hören?

Herbert Grönemeyer: Schlecht. Ich höre sie auch nicht mehr, für mich ist diese Platte jetzt erst mal tabu. Der Weg ist auch eine Nummer, die meine Kinder nicht so mögen, weil sie sie sehr traurig macht. Ich habe mit ihnen auch gesprochen und sie gefragt, meint ihr denn, dass ich das überhaupt singen kann, wenn euch das auch so traurig macht? Und sie  haben geantwortet: Es ist ja auch sehr traurig, und wenn du das geschrieben hast, musst du das auch singen. Ich fand das toll,  aber ich werde diese Lieder erst wieder in die Hand nehmen, wenn ich sie live spiele.

KW: Mir fällt dazu auch das erste Soloalbum von John Lennon sein, wo er auch über solche essentiellen Themen singt, sich mit dem Tod seiner Mutter auseinandersetzt und versucht, sich dem Unbegreiflichen zu nähern.

Herbert Grönemeyer: Es ist ein verzweifelter Versuch. Im Grunde genommen erzählt man die Geschichte sogar zwischen den Zeilen. Was ich erzählen will, steckt gar nicht in den Worten selbst, sondern steckt zwischen den Zeilen. Es ist der verzweifelte Versuch mit Worten etwas Unaussprechliches zu sagen, ja sich dem auch nur auf hundert Meter zu nähern. Aber auf der anderen Seite ist es eben so wie meine Kinder gesagt haben: Wenn du es geschrieben hast, dann musst du es auch singen. Und ich hätte es nicht geschrieben, wenn ich nicht das Gefühl gehabt hätte, ich müsste das schreiben. Wenn du so empfindest, dann schreib das auch! Das ist eine wahnsinnige Gratwanderung. Als ich diese Lieder den Kindern vorgespielt habe, haben sie geweint, und Alex fing auch an zu weinen. Das klingt jetzt so pathetisch, ich weiß. Aber der Mensch ist deswegen Mensch, weil er auch schwach ist. Wenn wir uns in der Schwäche nähern, dann treffen wir uns. Der Mensch trifft sich nie, wenn er über seine Erfolge redet und wie toll er ist, er trifft sich nur und ist sich im Grunde nur dann nahe, wenn er in der Lage ist, über seine Schwächen zu sprechen.

KW: Werden in solchen existentiellen Situationen Begriffe wie Pathos  und Kitsch nicht hinfällig?

Herbert Grönemeyer: Mit Sicherheit. Aber man muss schon genau gucken, wie präzise und wie fein man das macht. Man muss darauf achten, ob man das Ganze vielleicht schon zu zelebrieren beginnt. Aber wenn man bei sich bleibt und versucht, alles so detailliert wie möglich zu beschreiben und es nicht hochzuziehen, dann ist es in Ordnung. Dieses Gute-Nacht-Lied Dort und hier, das ist mir einfach passiert. Plötzlich ist mir der Flügel eingefallen und die anderen Bilder. Da steckt auch viel vom eigenen Unterbewussten drin, das sich aufgestaut hat über die Zeit. Ich war richtig geschockt, oh Mann, was hab ich denn da geschrieben? Bin ich da zu weit gegangen? Kann man so etwas überhaupt schreiben?

KW: Braucht es Mut, sich mit solchen Liedern an die Öffentlichkeit zu begeben und sein Innerstes nach außen zu kehren?

Herbert Grönemeyer: Wenn ich mich dieser Gefahr nicht stellen will, dann sollte ich aufhören, Musik zu machen. Das ist ja generell in der Kunst das Problem. Man stellt was zur Debatte und man sollte es, wenn’s geht, das auch so radikal wie möglich machen. Zumal das ein Thema ist, das uns alle angeht und von dem auch sehr viele Menschen betroffen sind. Bleibt alles anders habe ich damals für meine Frau geschrieben, und ich habe in den letzten Jahren immer wieder Briefe gekriegt und Mails gekriegt von Leuten, die mir schrieben, wie ihnen die Nummer durch die Chemotherapie geholfen hat. Ich schreibe aber meine Lieder nicht in der Hoffnung, dass es anderen hilft, ich versuche, meine Gefühle dezidiert zu beschreiben und möchte, dass es andere betrifft. Dann fängt der Kopf eines jeden sowieso selber an zu arbeiten. Der Tod ist ein Thema, mit dem sich letzten Endes jeder auseinandersetzen muss. Und es ist besser, den Tod grundsätzlich ins Leben mit einzubeziehen.

KW: Und doch sind Krankheit und Tod ein großes Tabu in unserer Gesellschaft und gleichzeitig das, was uns am meisten Angst macht.

Herbert Grönemeyer: Weil absurderweise in der westlichen Welt der Tod irgendwie auch als Scheitern gilt.  Wenn man stirbt, wenn man krank wird oder dahinsiecht, dann ist das immer auch eine Form von Scheitern. Was man nicht weiß, ist, dass zum Sterben unheimlich viel Kraft gehört. Zum Sterben gehört eine große Energie. Sich dem Moment zu stellen und den Moment auch zu gehen, das erfordert unglaubliche Kräfte. Und im Grunde genommen wissen wir das auch alle. Aber wir wollen nicht darüber reden. Wir sagen lieber, der Sauberkeitsphilosophie der Amerikaner entsprechend, Altern ist nicht gut, wir lassen uns liften und wollen immer schön jung aussehen. Das ist der grausame Versuch, sich von dem Thema, dem man sich nähert, immer weiter zu entfernen.

KW: Auf ihrem letzten Album Bleibt alles anders gab es schon Andeutungen auf das, was geschehen wird. Waren Zeilen wie „Keiner fängt für mich von vorne an“ nur eine Vorahnung oder schon mehr?

Herbert Grönemeyer: Eine Platte erzählt mir selber auch erst nach einem oder zwei Jahren ihre Geschichte. Aus der Distanz hat mich auch vieles  verwundert und verblüfft. Es gibt viele Dinge, die das Unterbewusstsein vielleicht schon vorher sieht. Allein dieser Satz „Bleibt alles anders“, dabei war das Lied eher gedacht als Versuch, alle Kräfte zu mobilisieren, die nötig sind, um mit dieser Situation klar zu kommen. Das sind Lieder, in denen Vorahnungen stecken, von denen man selber aber auch nichts wusste und die einem im Nachhinein richtig erschrecken.

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KW: Sind Sie im Lauf der Jahre dem Sinn des Lebens auf die Spur gekommen? 

Herbert Grönemeyer: Ich glaube, dass dieses Jahrhundert das Jahrhundert der Menschlichkeit wird, und dass der Mensch begreift, was ihm im letzten Jahrhundert abhanden gekommen ist, weil man so egomanisch und karrierebewusst war. Die Leute bemerken dieses Defizit an menschlicher Nähe, sie fühlen, dass ihnen etwas fehlt. Also gehen sie auf die Suche. Und sie werden begreifen, dass man Beziehungen zu anderen Menschen hat, weil der Mensch etwas ganz Spezielles geben kann. Und das ist nicht mit Geld zu bezahlen, und es hilft einem auch nicht weiter und man wird dadurch nicht erfolgreicher, aber es erfüllt einen einfach mit Leben. Ich habe das bei meinem Vater immer bewundert. Der hat seine Freunde seit seiner Studienzeit. Er ist jetzt 86 und hat immer noch sieben, acht Freunde, die ihm ganz nahe sind. Und weil er die hat, hat er auch immer so in sich geruht und war ein freudiger und zufriedener Mensch. Und ich denke, darum geht’s.

KW: Heißt das neue Album deshalb Mensch?

Herbert Grönemeyer: Dahinter steht die Erfahrung, die ich gemacht habe. Ich habe gerade in dieser Zeit unglaublich viel Menschlichkeit erfahren. Was mir letztendlich aus dieser schweren Situation geholfen hat, war die menschliche Nähe, die ich von Freunden erfahren habe. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben und auch meinen Kindern. Ohne meine Freunde wäre ich ganz sicher nicht schon wieder so weit auf zwei Beinen, wie ich’s heute bin.

KW:  Sie haben gesagt, Sie hätten in dieser Lebenskrise bewusst Rückschau gehalten. Wie denken Sie heute über den 20-jährigen oder 30-jährigen Herbert Grönemeyer? Hätte er etwas anders machen sollen?

Herbert Grönemeyer: Mein Problem ist, dass ich eine unheimliche Dynamik habe. Aber nicht im positiven Sinne, das ist zum Teil etwas übertrieben. Ich habe unheimlich viel Energie und kann dadurch ermüdend sein. Peter Zadek hat einmal zu mir gesagt, ich sollte vor jeder Vorstellung erst mal einen Waldlauf machen. Diese Energie kann auch dazu führen, dass ich Dinge überrenne oder Dinge gar nicht sehe, die neben mir passieren, weil ich einfach manisch nach vorne laufe. Auf der anderen Seite ist diese Dynamik aber zum Teil auch das, was meine Musik ausmacht und wo sie ihre Kraft herkriegt. Der Riesenerfolg in den 1980er Jahren war wie ein Rennpferd, das man zügeln muss. Das schafft man nicht allein, aber auch für den, der das mitmachen muss, ist das eine enorme Belastung. Das Drama ist, dass das Leben immer rückblickend stattfindet. Man weiß hinterher immer besser, was man hätte tun sollen. Aber etwas mehr Gelassenheit hätte mir damals sicher gut gestanden.

KW: Musik und Sound auf Mensch sind auffallend vielschichtig und facettenreich: das geht von Electropop und TripHop a la Massive Attack bis zu punkigen Rockern. Wie kam es dazu?

Herbert Grönemeyer: Ich habe Alex Silva, mit dem ich das Album produziert und zwei Songs gemeinsam geschrieben habe, schon bei der letzten Platte kennen gelernt. Das ist fünf Jahre her und wir wissen inzwischen, was wir aneinander haben, und wir wollten das so mutig wie möglich auf Platte bannen. Wir haben viel experimentiert im Studio, zum Teil sehr demoartig die Sachen eingespielt und versucht, genau dieses Demoartige auch zu bewahren. Wir wollten das nicht unbedingt noch polieren. Es war ein Kampf miteinander, wir haben jede Nummer so weit ausgereizt, bis wir gesagt haben: Das ist es! Das verträgt die!

KW: Hat die pulsierende Musikmetropole London die Produktion von Mensch beeinflusst?

Herbert Grönemeyer: Ganz sicher. Die Engländer haben diese Attitüde, dass alles nicht so wichtig und wesentlich ist. Man muss hier nicht zur Universität gegangen sein, um Musik zu machen. Hier ist man erst einmal Popstar und guckt dann, was man machen kann. Das wäre für uns Deutsche undenkbar. In London ist alles so unprätentiös und unkompliziert, weil jeder ein Teil des Ganzen sind. Du hast hier auch einen wahnsinnig schnellen Zugang: Pino Palladino, einer besten Bassisten derzeit, hat auf dem Album Bass gespielt, und von der Single haben wir jetzt einen Remix von den Space Monkeyz machen lassen. Dieser Geist und die vielen verschiedenen Sachen, die hier passieren, das beeinflusst einen natürlich. Hier gibt es sogar einen eigenen Garagensender, der spielt den ganzen Tag nur Reggae, und das auch noch in Mono! Und natürlich will man, wenn man hier lebt, mit einer Platte auch zeigen, dass man etwas macht, mit dem man hier mithalten kann.

KW: Sie haben sich beim Projekt Pop 2000 und bei den Wiederveröffentlichungen der drei legendären Alben von Neu! auf ihrem Grönland-Label intensiv mit der deutschen Popgeschichte beschäftigt. War das auch Inspiration für die eigene  Musik?

Herbert Grönemeyer: Die Arbeit mit Neu! mit Sicherheit. Auf zwei Stücken ist ja auch dieser Neu!-Beat drunter, diese durchgedrehte Bassdrum, da bleiben schon Sachen hängen. Aber man nimmt nicht nur die Musik auf, sondern auch, wie die eigentlich denken und ticken. Man merkt, wie scharf die immer noch sind. Die haben sich, obwohl sie in Deutschland leben, nicht den Schneid abkaufen lassen. Ihre Platten sind jetzt dreißig Jahre alt und wenn man das heute auflegt, klingt das neuer denn je. Wir haben allein in England 30.000 Stück davon verkauft.

KW: Hat ihnen dieser Erfolg in der Londoner Szene mehr Glaubwürdigkeit und Respekt gebracht?

Herbert Grönemeyer: Natürlich! Wenn ich im „NME“ über eine Platte, die ich auf meinem Label veröffentliche, lese „That’s what we call music“ und da steht in Klammer 10 aus 10 drunter, da freue ich mich drüber. Natürlich sage ich nicht, das habe ich gemacht, aber mir ist es zumindest gelungen, Neu! wieder zusammenzubringen und diese alten Platten zu veröffentlichen. Die Plattenfirmen sind inzwischen unter einem solchen Finanzdruck und an der Börse, da schaufelt keiner den Spaß rein, die müssen sich plötzlich mit so vielen anderen Dingen auseinandersetzen, dass man Gefahr läuft sich zu verlieren und fragt, warum machen wir das eigentlich noch? Weil da plötzlich irgendwelche Wahnsinnigen sitzen, die den Laden zusammenkloppen, weil er Shareholder-kompatibel werden muss. Was wir als Label tun, das macht Spaß. Und genauso will ich meine eigenen Platten machen. Sie müssen mir Spaß machen, und sie sollen den Leuten, die sie hören, Spaß machen. Es muss etwas drin stecken, das eine gewisse melodische Radikalität hat. Ich versuche das, was ich mache, mit der nötigen Verve und mit Druck zu tun. Leute wie Neu! bestätigen mich in dieser Haltung.

KW: Können sie sich vorstellen, einmal nur noch die Plattenfirma zu betreiben und selbst keine Musik mehr zu machen und nicht mehr auf der Bühne zu stehen?

Herbert Grönemeyer: Das werde ich nach der nächsten Tour wissen. Vielleicht spiele danach nur noch in kleinerem Rahmen, in Theatern zum Beispiel. Ich habe in London Goldfrapp oder Manu Chao in Clubs gesehen und das hat eine wahnsinnige Qualität. Dass ich ganz aufhöre, öffentlich Musik zu machen, das kann ich mir nicht vorstellen. Aber es ist natürlich auch eine Frage, wie man würdig alt wird in der Branche. Ich will nicht in zehn Jahren noch über die Bühne heizen wie ein Stier. Jetzt will ich’s halt, und ich freue mich, dass ich wieder etwas gemacht habe, wo es sich lohnt, es live zu spielen. Diesen Hunger hat man schon.

KW: Haben sie schon eine Ahnung, wie es für den Künstler Herbert Grönemeyer nach einer so tiefschürfenden essentiellen Platte wie Mensch weitergehen wird?

Herbert Grönemeyer: Ich hoffe, dass, wenn ich die Platte selber verdaut und verstanden habe, daraus etwas entsteht, das wieder etwas leichter und luftiger wird. Es war mir jetzt halt unmöglich, leichte Sachen zu schreiben. Das ging einfach nicht.

KW: Und wie soll es für den Menschen Herbert Grönemeyer weitergehen?

Herbert Grönemeyer: Das Wichtigste ist, dass ich wieder zurückkomme in mein Privatleben. Ich war speziell in den letzten drei Monaten sehr egomanisch auf mich fixiert, also auch ein bisschen von meinen Kindern weg, und ich  muss wieder zurück zu ihnen. Ich bin jetzt alleinerziehender Vater, da habe ich eine andere Verantwortung. Das ist für Künstler nicht das Allerleichteste, aber ich denke, das ist heute das Wichtigste.

KW: Herr Grönemeyer, ich danke für dieses Gespräch.

Herbert Grönemeyer, Mensch, Grönland/EMI, 2002

(Erstveröffentlicht in: now!, Nr. 11, September 2002, komplett überarbeitet im März 2023)

© Abbildungen: EMI/Anton Corbijn & now!

B-logbook: 22.03.2023: Schlag nach bei Goethe

Schlechtwetterostern.  Aber schlag nach bei Goethe, Faust I. Lang werden sich Winter, Kälte, Regen und Schnee nicht mehr mit dem Frühling spielen können.

Record Collection N° 127: Popincourt “A Deep Sense Of Happiness” (Milano Records, 2020)

Put the needle on the record: Popincourt „A Deep Sense Of Happiness“

What a marvelous second album by maybe the most British of all French pop and rock musicians. It’s a magnificent piece of art.

It’s not easy to follow a fantastic debut album like A New Dimension To Modern Love with a worthy second album, that’s as good as the first one. Olivier Popincourt, the French singer, songwriter, multi-instrumentalist (guitar, bass, organ, piano, percussion) has mastered that task with his brilliant new record A Deep Sense Of Happiness.

Popincourt has worked four years on the album. He was backed by some super fine musicians and singers. Olivier Bostvironnois (grand piano), Fred Jimenez (bass), Hervè Bouétard (drums, percussion), Sèbastian Souchois (soprano saxophone), Quentin Ghomari (trumpet), the wonderful French Boutik vocalist Gabriela Giacoman (lead vocals and lyrics for While The Ship Sinks In and backing vocals elsewhere), two other feminine backing vocalists) and a formidable string quartet. The splendid horns and strings arrangements stem from Souchois, recording director was Bostvironnois. The fine graphic cover design comes from Serge Hoffmann (singer, songwriter, guitarist in French Boutik). The complete record is worth the long wait, cause it’s a magnificent piece of art.

Even though Popincourt over the years has amplified his musical palette with more tone colours and styles, the music on A Deep Sense Of Happiness sails in similar waters as his debut. From the British guitar beat and the Californian Sunshine Pop of the 1960s and 1970s to the British punk and new wave of the 1970s to the British indie pop of the 1980s, to Soul and Jazz anyway. You could name Popincourt’s influences and inspirations from A to Z, but what would that bring? After all is said and done and the last song has faded, it’s clear that A Deep Sense Of Happiness is 100% Popincourt, no other artist makes music just like this. 

Mood wise Popincourt’s second album is a bit different from his romantic, love drunk debut. Whether autobiographical or written for a narrator, there are many songs here dealing with good-byes and new beginnings, thoughts of being young and getting older. They are not always full of hope, some are painfully soul-searching or even discuss the bad shape of the world. Maybe that’s owed to broken love affairs or the mean virus that has a stranglehold over the world. Who knows? But eventually positive, hopeful, uplifting feelings prevail.

Whether it’s songs, melodies, music, or arrangements – Popincourt doesn’t run a junk supermarket but a small and noble delicatessen shop. On the shelfs of A Deep Sense Of Happiness stand twelve formidable songs, maximum enjoyment guaranteed.

Thanks, Olivier for your dedication!

Side A of the 180g vinyl LP, which sits in a magnificent fold-out cover, opens with The Grass Of Winter Morning, a cautious guitar beat that pursues the nature images of Popincourt’s sublime 2019 EP 4 Colours 4 Seasons. Never Give All Your Heart, that seems to be a kind of warning to not fall in love too deeply, is an enchanting chamber music ballad with a baroque string quartet and a dazzling saxophone solo. Always Back (Like The Morning Dew) is a rousing guitar beat with beautiful sunshine pop harmonies and a soulful 60s organ. The emotive The Last Beams Of A Setting Sun sounds only for a few seconds like Lou Reed‘s Perfect Day, then a touching ballad evolves, sophisticatedly arranged and telling a short story about lovers that grow older and lose on the way their love, just like in the German Erich Kästner’s wonderful poem Sachliche Romanze. The title track has a fiercer beat and great jingling-jangling guitars in his veins and is maybe on the trail of a new love or a new start in life. My Whole World Is Falling Down explains itself in the title, but with its ringing guitars and nice sunshine pop harmonies doesn’t sound depressed at all.

Side B of A Deep Sense Of Happiness begins with one of the most beautiful songs of the album: the splendid melancholic ballad Where The Wind Never Blew which bewitches you with its touching sentiment and its sophisticated jazzy brass arrangement and Olivier Popincourt’s delicate Blue Note jazz guitar. French Boutik singer Gabriela Giacoman, charming as ever, takes over the vocals in the fierce 60s guitar beat groover While The Ship Sinks, she has also written its angry lyrics that bemoan the kaput condition of the modern world: „Let the last survivor turn out the lights“. But the wonderful guitar pop of Truly Yours lightens up the dark clouds, even though with a nostalgic glance to the past, upon which the following enchanting Spreading Golden Dust literally sprinkles gold powder. The charming ballad Once Upon A Time, a breath-taking beauty, is drifting once more between retrospect and re-orientation, but Popincourt’s melancholy melody and his delicate French accent are irresistible. The same goes for the conciliatory final song This Must Be Heaven, which is refined with soaring strings, a classical grand piano and Popincourt’s exquisite guitar solo with a touch of Pink Floyd.

I do not know if Joe Jackson, Paul Weller, Brian Wilson,or Burt Bacharach do know the music of Popincourt music, but they would like it.

Popincourt A Deep Sense Of Happiness, Milano Records, 2020

© The Deep Sense Of Happiness Pics shot by Klaus Winninger

Record Collection N° 31: Popincourt „A New Dimension to Modern Love” (Jigsaw Records, 2016)

True romance from Paris: Popincourt’s splendid debut album is one of the best albums of the new millennium and one of my most favourite records ever.

Popincourt’s magnificent album debut A New Dimension to Modern Love has been released in June 2016, but I noticed the record only after some months. You can blame it on a Facebook compliment by Brent Cash, who is a great songwriter, singer, multi-instrumentalist, arranger and producer in his own right and gave the world three fantastic albums so far: How Will I Know If I’m Awake (2008), How Strange It Seems (2011) and The New High (2017).

Brent Cash advised all to listen to the new project of his Parisian friend Olivier Popincourt. This guy from Paris, so Brent, channels the blue eyed soul of Paul Weller’s The Style Council; the jazzy, funky electric piano and Hammond organ of old Blue Note records; the Motown soul of Marvin Gaye and his magnificent duet partner Tammi Terrell. After some cursory listening I quickly replied to Brent: „Like what I hear. Olivier’s songs are so beautiful!”

At first, I had to content myself with a quite good sounding MP3 album, I bought in a music download shop. The vinyl LP – only 300 have been printed – was only available in the online shop of Popincourt’s American indie label Jigsaw Records in Seattle, post & package absurdly expensive. But after my first enthusiastic review of A New Dimension to Modern Love in my blog I got in touch with Olivier Popincourt personally and could buy it directly from the artist himself. He sent me from Paris a nice package: With his debut LP – at a very generous prize and embellished with a personal dedication on the back cover. And also, a great, signed 10-inch-vinyl-EP, released in 2014: Four songs, amongst them the outstanding track Is This Real? which already heralded the wonderful pop miracle, that became reality with A New Dimension to Modern Love.

Popincourt, named maybe after the 11th Parisian arrondissement, is the music project of the French singer, songwriter and multi-instrumentalist Olivier Popincourt, who lives in Paris. A man with a declared British taste in pop music, who is active for quite some years now and well connected (with various projects) in the Parisian neo-beat- and neo-mod-soul-jazz-pop-scene. For the time being he also plays Hammond organ for French Boutik – a hot & hip, powerful mod-pop-combo from Paris – on their fantastic 2016 debut album Front Pop and often also live on stage.

The marvelous French Boutik singer Gabriela Giacoman returns the compliment and joins Popincourt on A New Dimension to Modern Love. Recording the album, Olivier also was seconded by some other great musicians: Hervé Bouétard, the drummer of the French music wizard and neo-chanson-singer Bertrand Burgalat; Ken Stringfellow (Posies, Big Star, R.E.M.) on bass; and soundtrack-composer Sébastien Souchois, who arranged all the exquisite jazzy brass sections throughout the songs and also served as producer in the recording studio.

The recipe for Popincourt’s amazing music and wonderful songs on A New Dimension to Modern Love follows a healthy diet. The already named ingredients – The Style Council’s French inspired 1983 cult LP Café Bleu, the sound of Marvin Gaye’s classic Motown soul and the iconic jazz of Blue Note Records – are complemented with some Small Faces; a dose of Paul Weller’s first fab combo The Jam; some Elvis Costello; some Joe Jackson; and maybe a bit of 1970s Californian sunshine pop. On top of all comes some super fine 1980s British indie-pop in the vein of Aztec Camera or Prefab Sprout. It seems, that Olivier Popincourt inherited in his musical DNA the melodies and vocal phrasing of Roddy Frame and Paddy McAloon – so he can’t do no other than croon his songs like them. Olivier does a heck of a job, and he delivers all his lyrics – written and sung in English – with a light, charming French accent. It’s simply irresistible.

So, what about Popincourt’s delicate songs? What he sings are odes of love. Love is all around wherever you look. One song is more beautiful and enchanting than the other. They sparkle with delicious, soulful melodies and have beautiful titles like The First Flower of Spring, Want You To Be A Souvenir, The Risk of Losing You or The Things That Last. The album title says it all. Send in the clichés: Paris, city of love. Sidewalk cafés. Cappuccinos. Smokey Bars and jazz clubs. Existentialism. Black turtlenecks. Trench coats. French kissing. We’ll always have Paris. All you need is love. There you go.

Finally, let me say that I haven’t heard for many years a more beautiful and more soothing album than A New Dimension to Modern Love, and one that enriches my life’s quality so much. The record hasn’t lost any of its magical appeal since I listened for the first time to the wonderful songs mentioned above and others like We Will Be Friends, Off Track or The Reason Why. If paradise is half as nice as A New Dimension to Modern Love, you can count me in.

Popincourt, A New Dimension to Modern Love, Jigsaw Records, 2016

Record Collection N° 16: French Boutik „Front Pop” (Detour Records/CopaseDisques, 2016)

On their rousing debut album French Boutik go for sharp guitar riffs, crispy drums, a funky bass, a soulful organ, catchy melodies and captivating vocal harmonies. You gotta say yes to their French beat from Paris.

Good pop music from France? That’s impossible, you think. Well, there you go. Think of Air, Bertrand Burgalat, Daft Punk or Phoenix. And even better, listen to Front Pop, the superb album debut from the Parisian mod soul power pop combo French Boutik. Fantastic pop music from France is a mission possible. Maybe the heavy weight of the traditional classic French chanson dominated popular French music too long. Perhaps it wasn’t an ideal matrix for exciting new pop music from Paris or elsewhere in the land of Jean-Paul Belmondo, Catherine Deneuve, cool jazz, existential philosophy and picturesque cafes.

But in the 1960s in the undertow of The Beatles, France and the French definitely learned to swing and dance in a thrilling modern way. The yeh-yeh-wave with the wonderful, divine French beat girl Françoise Hardy or Jacques Dutronc, her later husband and father of her son, lighted French pop music. The same goes for the extraordinary artist Serge Gainsbourg, who with a little help from sexy singers like Brigitte Bardot or Jane Birkin made super fantastic pop music. Which brings us back to French Boutik again. This fab band consists of the cool Zelda Aquil, drums, backing vocals; the charming Gabriela Giacoman, vocals, backing vocals, percussion; the nonchalant Serge Hoffman, guitar, vocals; and last but not least the thoughtful Jean-Marc Joannès, bass. The main songwriter is Hoffman, usually in co-production with Aquil or Giacoman.

I discovered French Boutik by chance, taking a detour through Popincourt’s brilliant debut album A New Dimension to Modern Love. The wonderful French Boutik singer Gabriela Giacoman sings there so enchantingly. On the other hand Popincourt mastermind Olivier Popincourt plays Hammond organ on Front Pop, returning the compliment. Having released already three EPs French Boutik turned to beautiful Hamburg, German seaport of Beatles fame. After writing new songs in Paris French Boutik recorded there Front Pop in the small but really cool Yeah! Yeah! Yeah! Studios.

Other than Popincourt, French Boutik sing their songs mostly in French. But both acts gain more appreciation and a bigger audience in the United Kingdom as well as in continental Europe. Their pro-European open-mindedness and simpatico internationality are practically the musical antithesis to rightwing anti-Europe-baiting, Brexit and Trumpdom. The situation is kind of similar to the 1980s and the tough years when the UK’s Prime Minister was the  Iron Lady Margret Thatcher. Then Paul Weller’s great second band The Style Council sought to overcome the grey dreariness of the era with their optimistic soul jazz pop, commuting between London, Paris, Rome and Detroit.

Likewise, French Boutik who are like Paul Weller convinced Mods do sound on Front Pop irresistibly fresh, uplifting and overwhelmingly charming. They adjust their new French beat more to electrifying power pop and the passionate guitar frenzy of The Jam, Weller’s first fab band. But they pay homage to the beat, soul and mod feeling of the swinging sixties as well as to the spirit of the punk and new wave of the 1970s and early 1980s.

So, they reinterpret Françoise Hardy’s delightful sixties hit Je Ne Suis La Pour Personne convincingly groovy. But at the same time they have splendid self-penned songs like Impitoyable, Le Mac, Sur Mon Ecranor, Le Casse or Costard Italien – all of them sung in French. Like Hitch A Ride and The Rent, which are sung in in English, they all have alert lyrics about political and social themes or more romantic or just everyday life topics.

French Boutik go for sharp guitar riffs, crispy drums, a melodic, funky bass, a soulful organ, catchy melodies and the captivating vocal harmonies of Gabriela Giacoman and Zelda Aquil. Theirs is the new, charismatic new French pop, the new French beat from Paris. You gotta say yes to their front pop.

The vinyl LP edition of French Boutik not only allures with its cool cover, it has also on offer a stylishly designed inner sleeve with all the song lyrics printed, a double sided poster with some other fine band pics and a MP3 download code inside. Merci beaucoup, French Boutik.

French Boutik Front Pop, Detour Records/CopaseDisques, 2016