17 & 4 Favoriten von 2017, 6 Lieblingsscheiben von 2016

Meine meist gehörten Platten in diesem Jahr.

2017 ist zu drei Viertel gelaufen, ein guter Zeitpunkt, hier eine erste, gewohnt persönliche und unbestechliche, popmusikalische Bilanz zu ziehen, bevor die letzte große vorweihnachtliche Veröffentlichungswelle anrollt.

Es störte mich aber nicht, würden bis Jahresende überhaupt keine neuen Platten mehr erscheinen. Diese erste 2017er Auslese ist schon mehr als genug für mich, und auch meine allerliebsten 2016er Alben haben nichts von ihrer Wirkung verloren und wollen weiter gehört werden. Außerdem muss ich Musik zum Glück ja nicht mehr nach Veröffentlichungsdatum hören und subito meinen Senf dazugeben, sondern nach Gusto, Laune und Gelegenheit, egal ob alt oder neu.

Aber gut, die Spielregeln sind andere. Ein Jahr hat nun mal zwölf Monate, nicht neun. Also hat die Musikindustrie  ihre Schleusentore weiter geöffnet: Auf das Comeback-Album von LCD Sound System folgten neue LPs von Arcade Fire, Angus & Julia Stone, Fleet Foxes, Benjamin Clementine, Kelela, The Killers, Sparks, Marc Almond, Carla Bruni, Yusuf alias Cat Stevens, Beatle Ringo Starr, Van Morrison, Randy Newman, Gregg Allman, Little Steven, David Crosby, Kamasi Washington, Gregory Porter, Sixties Mod-Soul-Pop-Ikone P.P. Arnold und und und. Liam Gallaghers Solo-Oasis-Album  As You Were ist draußen, Wandas drittes Album Niente auch. Wer soll das alles hören, von Kaufen ist bei vielen Leuten ja eh nicht mehr die Rede.

Wie auch immer, neue Scheiben von Björk, Beck, Noel Gallagher, Taylor Swift, Robert Plant, U2, Morrissey oder die BBC Radio Tapes der Rolling Stones aus den frühen 1960ern werden noch folgen.

17 neue Favoriten von 2017

1. Molden, Resetarits, Soyka, Wirth Yeah

Keine neue Platte hat mich heuer mehr berührt. Die Lieder auf Yeah wirken so vertraut und berührend, als wären sie immer schon da gewesen. Musikalisch zwischen der Cowboymusik von Nashville, dem amerikanischen Rhythm & Blues, dem Zydeco und Cajun aus New Orleans und dem weinseligen Wienerlied driftend, sind diese neuen Lieder von Ernst Molden & Mitmusikern große, herzergreifend menschelnde Kunst.

2. Brent Cash The New High

Mit den für Brent Cashs erste beiden Alben trefflich passenden Etiketten „Kalifornien“ und „Sunshine Pop“ kommt man nicht weit, wenn man The New High treffend zu beschreiben versucht. In den strahlend blauen Himmel und den goldenen Sonnenschein mischen sich auf The New High Zwielicht und emotionale Zwischentöne. Die Songs schürfen tiefer und gehen auch tiefer unter die Haut.

3. Bilderbuch Magic Life

Da mögen noch so viele obergescheite Kritiker geifern: Ich bin da neidbefreit und sage, Bilderbuch sind so wie Wanda verdientermaßen erfolgreich, weil echt gut. Austropop & Falco-Lässigkeit treffen hier auf Dada-Lyrik und Disco-Wumms, auf geschmeidigen funky Electro-Pop & ausgeflippte Prince-Gitarren-Daddeleien. Angeführt vom aktuell coolsten & cleversten Frontmann einer Popband: Maurice, der Gangster of Love, König der Disco-Kugel und intergalaktische Space Cowboy.

4. 5/8erl in Ehr`n Duft der Männer

Seid ihren gefühlten 2010er Welthits „Schneid di Melone an“ und „Siasse Tschick“ samt dem Album Bitteschön! gehören die famosen 5/8erl in Ehr’n aus Wien zu den Fixsternen in meinem popmusikalischen Universum. Ihr neues Werk überstrahlt mit seinen gefühlten Welthits „Cheesy Kern“, „Campari-Soda“, „Badeschluss“ oder „Geh bitte Bobo“ sogar noch seinen brillanten Vorgänger Yes We Does.

5. Neil Young Hitchhiker

Der alte Büffel hat jetzt endlich eines seiner legendären „verlorenen“ Alben komplett veröffentlicht. Aufgenommen in einer einzigen Nacht im August 1976 mit Neil Young an der Akustikgitarre und seinem kongenialen Sound-Mann David Briggs am Mischpult. Von „Pocahontas“ bis  zu „Human Highway“ und dem Titelsong hat Young fast alle Lieder für spätere Alben neu eingespielt, dazu gibt es mit „Hawaii“ und „Give Me Strength“ zwei bislang unveröffentlichte Songs. Hitchhiker ist das Missing Link zwischen Harvest, Comes A Time und Rust Never Sleeps.

  1. Dan Auerbach Waiting on a Song
  2. The XX I See You
  3. Thievery Corporation The Temple of I & I
  4. Lana Del Rey Lust for Life
  5. Paul Weller A Kind Revolution
  6. Saint Etienne Home Counties
  7. Stone Foundation Street Rituals
  8. Bertrand Burgalat Les choses qu’on ne peut dire à personne
  9. Phoenix Ti Amo
  10. Imelda May Life Love Flesh Blood
  11. Ed Sheeran ÷ Divide
  12. Bob Dylan Triplicate

4 Lieblingsscheiben mit alten Songs, die 2017 neu aufgelegt wurden 

  1. The Beatles Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (1967/2017, 50th Anniversary Edition, DoLP)
  2. The Style Council Cafè Bleu (1984/2017)
  3. Don Letts Presents Culture Clash Radio
  4. Prince Purple Rain (1984/2017)

6 auch 2017 laufend gespielte 2016er Lieblingsplatten

1. Popincourt A New Dimension to Modern Love

Eine bezaubernde Song-Romanze nach der anderen: Popincourts Albumdebüt war nicht nur meine Lieblingsplatte von 2016, inzwischen ist es eine meiner liebsten Platten überhaupt.

2. French Boutik Front Pop

Schon lange nicht mehr eine so fetzige neue französische Band gehört. Ihr hinreißendes Debütalbum hält, was es am Cover verspricht.

3. Dexys Let the Record Show: Dexys Do Irish and Country Soul

Keine Woche, in der ich dieses wunderbare Album von Kevin Rowland und den mal wieder neu formierten Dexys nicht wenigstens einmal höre. Und wenn doch mal nicht genug Zeit dafür bleibt, wirkt allein schon das sonnige Sommer-Video für „Grazing in the Grass“ Wunder.

  1. The Rolling Stones Blue & Lonesome
  2. Michael Kiwanuka Love & Hate
  3. Jochen Distelmeyer Songs From The Bottom Vol.1