FM4 spielt sie sowieso, Ö3 jetzt endlich auch, aber die Familie Lässig im Supermarkt-Radio? Ein ganzes Album lang?
Die Familie Lässig im Supermarkt-Radio? Mit Im Herzen des Kommerz, ihrem ersten superfantastischen Album, auf Power Play? Echt? Aber ja doch. Also, die Geschichte ist die, und sie ist wahr.
Es war im allerersten Lockdown, im April 2020. Mitte März hatte ich vielleicht schon Corona gehabt, befundlos, aber drei Wochen matschig im Bett, Geruchs- und Geschmackssinn noch länger nicht da, was soll es sonst gewesen sein. Aber gut, Corona war damals noch ein chinesisches Fledermausvirus, weit weit weg, die beiden schwarzen Killerhunde vor dem kleinen Spar-Supermarkt gegenüber viel gefährlicher, aber da greife ich vor.
Wir haben im Viertel, wo wir wohnen, so einen Mini-Supermarkt, der obwohl klein und eng, gut sortiert ist, vor dem Franchise mit Spar ist das ein familiengeführter Greißlerladen gewesen, aber so lange sind wir noch nicht hier, wir kaufen jedenfalls fast immer dort ein. Ich ging also rüber, mit dem Einkaufszettel und einer Stoffmaske bewaffnet, FFP2 da noch kein Ding, unsere Schutzmasken hatte meine Schwester geschneidert, meine Frau noch die rote Rolling-Stones-Zunge vorne draufgenäht, die ich im Internet irgendwo in England bestellt hatte, Familienproduktion quasi.
Bevor ich Einkaufen ging, hatte ich zuhause noch Im Herzen des Kommerz genossen, die Familie Lässig eine wunderbare, geniale Band, die man erfinden müsste, wenn es sie nicht schon gäbe, Clara Luzia, Cathi Priemer, Manuel Rubey, Boris Fiala, Gerald Votava und Gunkel sei Dank. Wenige Woche bevor mich die Fledermaus erwischte, war ich hier in Salzburg in einem superfantastischen Konzert der Familie Lässig in der ARGEkultur, erst beim Einstimmen darauf habe ich gegneißt, dass ihre erste Platte schon im Herbst des Vorvorjahres erschienen war, aber egal.
Als ich mir im schmalen Gang vor dem Geschäft ein Einkaufswagerl holen wollte, versperrten mir diese beiden, von ihren Haltern, einem grindigen Pärchen, das Trainspotting entsprungen hätte sein können, zu lang angeleinten Hunde von Baskerville den Weg. Den Überraschungsmoment, als ich mir die Stones-Maske vors Gesicht spannte, nutzte ich, um mir ein Wagerl zu greifen und damit die Riesenkläffer zurückzudrängen und ins Innere zu flüchten, wo mich, Überraschung, im Spar-Radio die Familie Lässig begrüßte, mit Asia Noodle Boutique oder war es doch Blumen im Sand? Where is my mind?
Jedenfalls liefen während ich einkaufte, die weiteren Songs der Platte, ich war bass erstaunt, hab mich aber nicht weiter gewundert über den super Kundenservice und beschwingt mein Einkaufswagerl gefüllt. Draußen vorm Geschäft aber die Baskerville Dogs immer noch da, zum Biss bereit. Ich also wieder ins Geschäft und in die Kassenschlange not very amused gefragt, ob die bissigen Schoßhündchen draußen wem gehören würden. Sogleich baute sich ihr untersetztes Herrl vor mir auf und drohte mir Schläge an, aber das Baskerville-Frauerl zog ihn raus dem Geschäft, nicht ohne mir charmant den Stinkefinger zu zeigen, und weg waren sie samt ihren Wutbeißern.
Schon komisch, aber als ich draußen das Einkaufswagerl zurückstellte, war die Familie Lässig immer noch auf Sendung, am Zebrastreifen und am Gehsteig auch, wie Schuppen fiel es mir von den Augen, die Familie Lässig spielte in meinem verrückten alten iPhone, das wieder mal von alleine losgegangen war, als ich die Stones-Schutzmaske aus meiner rechten Parka-Tasche holte. Gimme Shelter. Corona-Nachwirkungen vielleicht. Jedenfalls ein Hoch auf die Familie Lässig.