Kein Glück: Der Tag, an dem ich Paul McCartneys Konzert in Wien verpasste

Eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreibt. Das hier ist mein Ticket für das „Out There!“-Konzert von Paul McCartney und seiner famosen Live-Band mit Rusty Anderson (Akustische und elektrische Gitarren, Backing Vocals), Brian Ray (Akustische und elektrische Gitarren, Bass, Backing Vocals), Paul „Wix“ Wickens (Keyboards, akustische Gitarre, Akkordeon, Perkussion, Backing Vocals) und Abe Laboriel Jr (Schlagzeug. Percussion, Backing Vocals) im Wiener Ernst Happel Stadion am Donnerstag, 27. Juni 2013.

Ich hatte die Konzertkarte schon vor Monaten, gleich in der ersten Stunde des Vorverkaufs gekauft. Seit Monaten hatte ich mich auf diesen Tag, auf das Konzert von Paul McCartney, dem ewigen Beatle, wie nur was gefreut. Im superteuren Golden Circle, mitten vor der Bühne. I saw me standing there.

Dann aber konnte ich plötzlich nicht dabei sein. Schicksal, Unglück, Pech, das Leben ist nicht fair. Aber so was passiert nun mal. Das Ticket habe ich selbstverständlich behalten. Als Erinnerung an den Tag, an dem ich das Paul McCartney Konzert in Wien leider verpassen musste. Die Karte noch schnell zu verkaufen, kam nicht in Frage. Beatlemania für immer und ewig.

Langes dünnes Jagger, langes dünnes Müller

stones_ikonische_zungeNein, ich habe die hiesigen Kritiken über das Konzert der Rolling Stones letzten Montagabend im Wiener Ernst-Happel-Stadion nicht gelesen. Weder die vielleicht euphorischen, noch die sicher gallig-zynischen von gewissen, auch schnell älter gewordenen vorgeblichen Musikkritikern, die sich Zeit ihres Wirkens doch nur den Frust, dass die eigene Musikantenkarriere nie so recht zünden wollte, von der gequälten Artistenseele zu schreiben trachten. Dafür fiel mir in der „Süddeutschen Zeitung“ von gestern, die ich eigentlich wegen der – im Vergleich zur durch die Bank qualitativ unterwältigenden heimischen Sportpresse – quasi literarischen Fußball-WM-Berichterstattung gekauft habe („Langes dünnes Müller“), etwas auf. Ein als Konzertkritik getarnter Text eines deutschen Autors, der nicht gerade wenigen Literaturkritikern als genialer Pop-Literat gilt. Ein Urteil, dessen Gültigkeit sich mir mangels zwingender Beweise bis heute nicht erschließen will. Dafür scheint sich der Pop-Dichter inzwischen auch als Sozialökonom zu üben. Er schreibt: „Die Karte kostet 197,30 Euro – das ist für den heutigen privilegierten Arbeitsplatzbesitzer nicht viel. So viel gibt der Normalverbraucher auch mal in der Kneipe aus, wenn er eine Runde schmeißt. Warum also nicht für die Stones, da hat man was fürs Leben…“ Sollte in diesen Zeilen vielleicht doch irgendwo Ironie zu finden sein, so hat sie sich gut versteckt. Was der Pop-Literat über das Wiener Konzert der Rolling Stones sonst noch zu berichten wusste, deckt sich wahrscheinlich mit den Befunden seiner Berufszynikerkollegen, aber ich wollte es nicht mehr lesen – nach seinem profunden sozialen Wohlstandsbefund. Ist doch eh alles superleiwaund bei den Reichen und Privilegierten. Warum also sich noch um irgendwen oder irgendetwas sorgen?

PS.: Ich war übrigens anno 1982 am 3. Juli beim Konzert der Rolling Stones im damals noch so genannten Wiener Praterstadion, mit Monika, meiner Liebe, mit meinen besten Freunden Hans und Norbert, und noch jemandem, der vor allem ein Auto hatte und mit dem wir zwecks Spritkosten eine Fahrgemeinschaft in der drückenden Sommerhitze bildeten. Das Konzert war toll, aber schon damals, so der oben zitierte Pop-Literat gleich eingangs in der „Süddeutschen“, hätte ein anderer ganz, ganz wichtiger Pop-Denker in einer „Spiegel“-Titelgeschichte über die Rolling Stones gelästert: „20 Jahre derselbe Scheiß“. Falsch. Ich habe mir erst gestern wieder die inzwischen offiziell im Rolling Stones Archive erschienenen Downloads von einem kompletten Konzert der 1981er USA-Tournee (Hampton Coliseum, 18.12.1981) sowie einem Konzert der 1982er Europatournee (Leeds Roundhay Park, 25.7.1982) angehört. Rockt wie heute.