Record Collection N° 66: Dan Auerbach “Waiting For A Song” (Easy Eye Sound Records, 2017)

Die zweite Solo-LP des Mastermind der Black Keys hat einen beschwingten Song für jeden Sommertag.

Dan Auerbach, wer sonst? Die Quoten für Jack White haben sich mit der Veröffentlichung von Auerbachs zweitem Soloalbum Waiting On A Song weiter verschlechtert. Auf die drei Jack Whites, die nach Erscheinen von Your’s, Dreamily, dem famosen ersten Longplayer von The Arcs, Auerbachs Zweitband neben den Black Keys, für einen Dan Auerbach fällig waren, muss man jetzt nochmal zwei Jack Whites drauflegen.

Der gerade 41 Jahre alt gewordene Auerbach überzeugt nämlich auf Waiting On A Song nicht nur als Songschreiber, Musiker und Sänger. Er brilliert erneut als auf kleinste Arrangement- und Sound-Details achtender, geschmackssicherer Produzent, der gekonnt die Rock-Historie zitiert, ohne in die Retrofalle zu tappen. Nicht umsonst waren die von ihm produzierten Alben von Lana Del Rey, Valerie June oder Ray LaMontagne irgendwie interessanter als deren nachfolgende Platten ohne ihn.

Das Warten auf neue Songs dürfte für Dan Auerbach trotz des eine Schreibblockade andeutenden Albumtitels eine relaxte, stressfreie Zone gewesen sein. Jedenfalls klingt Waiting On A Song danach. Anders als die schattigen Blues-Balladen seines 2009er Solodebüts Keep It Hid punkten die zehn neuen Countryrock Stomper mit ihrem sonnigen Gemüt und gleiten mit Schwung und Leichtigkeit durch die Sommerhitze. Eine wohltuende frische Brise, die jedes Stimmungstief aufklart und für gute Laune sorgt.

Aufgenommen wurde in Dan Auerbachs eigenem Studio Easy Eye Sound in der Country-Music-Metropole Nashville mit einigen Country- und Memphis-Soul-Veteranen, sowie Gitarren-Twang-Legende Duane Eddy, Mark Knopfler (Ex-Dire Straits) und dem im April 2020 verstorbenen Country-Altmeister John Prine, der gleich auch sieben Songs mitgeschrieben hat.

Vom eröffnenden Titelkracher bis zum abschließenden, hinreißend poppigen Show Me hört und spürt man die Freude und den Spaß, den Auerbach und Kollegen im Studio hatten. Und dieses Gefühl überträgt sich auf die Hörer, ob nun im satirischen Malibu Man, dem an Marc Bolan erinnernden Rock’n’Roller Livin‘ In Sin, dem Siebzigerjahre-Softrock von King Of A One Horse Town und dem für diese Platte programmatischen Blauer-Himmel-Gute-Laune-Pop von Shine On Me. Allesamt ein perfekter Soundtrack für jeden Sommer – locker aus dem Ärmel geschüttelt.

Dan Auerbach Waiting On A Song, Easy Eye Sound, 2017

2015 in 33 Alben & 25 Songs

blur_cover_the_magic_whip_blog_01leon-bridges_cover_coming_hometame-impala_cover_currents

Die wichtigste Musik des Jahres? Damit kann ich nicht dienen. Was ich hier (rein alphabetisch) auflisten will und nennen kann, ist das: 30 neue Alben, die 2015 meine Umlaufbahn kreuzten und mir im besten Fall ans Herz wuchsen oder zumindest mein Interesse weckten und wachhalten konnten. Dazu drei immens erweiterte rock- und pophistorische Albumneuauflagen von Bruce Springsteen, Led Zeppelin und den Beatles, also für mich unverzichtbarer Stoff. Sowie 25 meiner Lieblingssongs von 2015, die es nirgendwo im Radio hintereinander zu hören gibt, weshalb ich immer wieder mal meine aktuelle Singles-Playlist mit Songneuheiten update, was mir ein steter Quell der Freude ist. Okay, erwischt, es sind mehr als 25 Songs, weil ich mehrere selbstgebastelte fantastische Doppel-A-Seiten-Singles wie bei Jamie XX, The Weeknd, New Order, Blur, Adele, Bilderbuch oder Wanda dazwischen gemogelt habe. Apropos Lieblingssongs: Sie wissen hoffentlich, es gibt keine peinlichen Lieblingssongs. Es gibt nur Lieblingssongs, für die man sich weder zu genieren, noch zu entschuldigen hat, sondern sich ausgiebig daran erfreuen sollte. Let it play.

 

33 neue, vielleicht gar nicht mal so wichtige, aber meist gern gehörte Alben

ryan_adams_cover_1989Ryan Adams – 1989

Adele – 25

Alabama Shakes – Sound & Color

The Arcs – Yours, Dreamily

The Beatles – 1+

Bilderbuch – Schick Schock

Blur – The Magic Whip

Leon Bridges – Coming Home

leonard-cohen_cover_cant-forgetLeonard Cohen – Can’t Forget: A Souvenir Of The Grand Tour

Sarah Cracknell – Red Kite

Lana Del Rey – Honeymoon

Destroyer – Poison

Bob Dylan – Shadows In The Night

ELO – Alone In The Universe

Richard Hawley – Hollow Meadows

Don Henly – Cass County

jamie-xx_cover_in-colourJamie XX – In Colour

Kid Rock – First Kiss

Mark Knopfler – Tracker

Diana Krall – Wallflower

Led Zeppelin – Coda (3 CD Deluxe Edition)

Darlene Love – Introducing Darlene Love

Ashley Monroe – The Blade

New Order – Music Complete

Graham Parker & The Rumour – Mystery Glue

Keith Richards – Crosseyed Heart

mark-ronson_cover_uptownMark Ronson – Uptown Special

Boz Scaggs – A Fool To Care

Bruce Springsteen – The Ties That Bind: The River Collection

Tame Impala – Currents

Wanda – Bologna (2014) / Bussi (2015)

Paul Weller – Saturns Pattern

Brian Wilson – No Pier Pressure

 

25 Lieblingssongs, und ein paar mehr

adele_cover_single_helloAdele – Hello / When We Were Young

The Arcs – Out Of My Mind

Bilderbuch – Willkommen im Dschungel / Softdrink

Blur – Lonesome Street / Ong Ong

Lana Del Rey – High By The Beach / Honeymoon

dawes_cover_all_your_favoriteDawes – All Your Favorite Bands

Dion & Paul Simon – New York Is My Home

Chic – I’ll Be There

Duffy – Whole Lot Of Love

ELO – When I Was A Boy

ellie-goulding_cover_love-me-likeEllie Goulding – Love Me Like You Do

Jamie XX – Loud Places (A) / I Know There’s Gonna Be (Good Times)

Annie Lennox – I Put A Spell On You

 

Darlene Love – Forbidden Nights

rihanna_cover_FourFiveSecondsCharlie Puth – Marvin Gaye

Rihanna, Kanye West, Paul McCartney – FourFiveSeconds

Kid Rock – First Kiss

New Order – Restless / Tutti Frutti

Keith Richards – Trouble / Love Overdue

mark-ronson_cover_uptown-funk-single

Mark Ronson – Uptown Funk

Tame Impala – Cause I’m A Man

Wanda – Bologna / Bussi Baby

 

The Weeknd – Can’t Feel My Face / Earned It

the-weeknd_cover_cant-feel-my-faceWhiz Kalifa – See You Again

Paul Weller – Pick It Up / I’m Where I Should Be

 

B-Logbook: 05.11.2015: Wenn Taylor Swift auf Ryan Adams trifft

taylor_swift_cover_1989ryan_adams_cover_1989

Die Familie, der Job, die Freunde, eine riesige Platten-, DVD-, Bücher- und Zeitschriftensammlung. Nicht zu vergessen: die Welt draußen vor der Tür mit ihren Möglichkeiten. Und nicht gerade zu viel Zeit für all das. Warum also sollte ich meine Zeit mit irgendwelchen Musik-Streaming-Abos verplempern? Warum sollte ich mir selbst die Zeit für langwierige Versuche stehlen, mir für mich eigentlich uninteressante, unhörbare Platten schön zu hören, nur weil sie gerade angesagt und angeblich wichtig sind? Ein Beispiel: Radioheads elektronischer Neurosenblues auf „OK Computer“ war anno 1997 famos, danach haben sie kaum noch etwas produziert, dem ich öfter begegnen möchte. Joanna Newsom? Flaming Lips? Tocotronic? Keine Chance. Bilderbuch und Wanda, um mal zwei gute aktuelle österreichische Bands zu nennen, meistens gerne – so unterschiedlich die beiden auch sein und andere Kritiker zu intellektuellen Scheingefechten nötigen mögen.

Ich weiß, welche Musik ich mag und welche ich noch mögen könnte. Das ist mehr als genug. Persönliche musikalische Freudenspender momentan – nachdem Bruce Springsteens 1980er Doppelalbum „The River“ nach Wochen am Plattenspieler vom formidablen neuen New Order Album „Music Complete“, Keith Richards‘ neuer LP „Crosseyed Heart“, „Yours, Dreamily“ von The Arcs, der lässigen Zweitband von Black-Keys-Mann Dan Auerbach“ und Duffys 2008er Hit-LP „Rockferry“ abgelöst wurde und im CD-Player zwischendurch immer wieder die „1“-Hitsammlung der Beatles rotiert:

adele_cover_single_hellopaul_weller_cover_saturns_pattern

Adeles brillante neue Single „Hello“ sowie Paul Wellers doch ziemlich gutes neues Album „Saturns Pattern“, das hier vorerst im Plattenregal ein unerwartetes Mauerblümchendasein fristete, bis ich es dieser Tage noch so richtig für mich entdeckte. Und eine neue Playlist, in der die originalen Songs von Taylor Swifts perfekt glitzerndem Pop-Album „1989“ jeweils direkt auf die weit sparsamer inszenierten und emotional deutlich melancholischer gestimmten Interpretationen der“1989″-Coverplatte von Alternative- und Country-Rocker Ryan Adams treffen. Bester Stoff. Will hören. KW.