Der superbe Südstaaten-Soul und soulige Blues, Folk und Country Rock von Valerie June hält, was das prächtige Albumcover verspricht.
Als noch mehr Sommer vor mir lagen als hinter mir, war die Langspielplatte, die Vinyl-LP, nicht einfach nur ein Tonträger, sondern mit allem Drum und Dran – vom grafischen Design der äußeren Kartonhülle über die großformatigen Info- und Textblätter, deren Schriftgröße man sogar lesen konnte, bis zum oft kunstvoll gestalteten Label mitten auf der Platte – ein eigenes künstlerisches Produkt.
Wenn man in den Regalen der Plattenläden nach neuen Scheiben stöberte, gehörte die Gestaltung des Plattencovers zu den maßgeblichen Kriterien, ob man diese oder jene Schallplatte kaufen würde. Mit den grafisch meist unterwältigenden Minicovers der CDs ging es mit der Attraktion der Plattencover rasant bergab. Von den auf Briefmarkengröße geschrumpften Coverbildchen, die im Streaming implantiert werden, erst gar nicht zu reden. Und an irgendwelche haptischen Sensationen ist bei der Beschäftigung mit einem digitalen Album sowieso nicht mehr zu denken.
Es gibt unwiderstehlichen Südstaaten-Soul zu hören, souligen Blues und Folk. Geschrieben und gesungen von einer starken, stolzen, stilsicheren Sängerin, die von keiner Geringeren als Billie Holiday beeinflusst scheint, und zu faszinieren versteht. Dass Valerie June im Aufnahmestudio nicht nur Dan Auerbach, sondern auch der legendäre Stax-Keyboarder Booker T. Jones unterstützten, liest man erst später auf der Innenhülle der LP. Wenn sich die Platte schließlich am Plattenteller dreht, hört man es auch. Egal, ob das Sixties-Girl-Group-Aroma von The Hour, das Gospel-Feeling von Troubles, Trials, Tribulations, die von Mandolinen untermalten Harmonien von Tennessee Times, der New-Orleans-Groove von You Can’t Be Told, der Afro-Beat und Country-Gitarren-Twang von Workin‘ Woman Blues, und der dunkle Soul von Wanna Be On Your Mind funkeln.
Valerie June Pushin’ Against A Stone, Sunday Best Recordings, 2013
© Pushin’ Against Pics shot by Klaus Winninger